Versorgungsforschung

Bayerische Ärzte verordnen die meisten Antidepressiva

Berlin - 02.11.2011, 09:21 Uhr


Psychische Störungen zählen mittlerweile zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland – ihre Behandlung wird für die Krankenkassen immer teuerer. Neben anderen Therapien kommen auch Antidepressiva zum Einsatz. Nach Daten von Insight Health wurden 2010 bundesweit 19,4 Millionen Packungen dieser Arzneimittel zulasten der GKV verordnet. Gegenüber 2009 ist dies ein Plus von 6,9 Prozent.

Dabei zeigt eine Analyse des Informationsdienstleisters erhebliche Ausgabenunterschiede zwischen den einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) auf: Während 2010 für Antidepressiva durschnittliche Ausgaben (nach Apothekenverkaufspreisen, Zuzahlungen und Rabatte nicht abgezogen) pro Patient in Höhe von 149 Euro angefallen sind, wird der Spitzenwert in der KV Mecklenburg-Vorpommern mit 193 Euro pro Patient erreicht. In der KV-Region Bremen behandelte Versicherte verursachten für ambulante Antidepressiva hingegen nur Ausgaben von 104 Euro je Patient.

Die definierten Tagestherapiedosen (DDD) variieren entsprechend: In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Wert bei 242 und in Bremen bei 190 Tagesdosen je Patient (Durchschnittswert: 222 DDD). Betrachtet man die ambulante Versorgungsdichte verschiebt sich das regionale Ungleichgewicht jedoch. So werden in Bayern mit 19,6 die meisten DDD je Versicherten verordnet und in Sachsen-Anhalt mit 14,3 die wenigsten. Ein Ergebnis, das sicherlich nicht zuletzt mit den in Bayern besonders dicht vertretenen Fachärzten zusammenhängt.

Die Analyse zeigt zudem auf, dass mit 70 Prozent deutlich mehr Frauen als Männer Antidepressiva verordnet bekommen. Der durchschnittliche weibliche Patient bekommt allerdings mit 217 DDD weniger Pillen als der männliche Patient mit 234 DDD.

Die Ergebnisse deuten laut Insight Health darauf hin, dass die unterschiedliche Morbidität nicht alle Versorgungsunterschiede erklären kann. Ein wesentlicher Anhaltspunkt könne das unterschiedliche Verschreibungsverhalten der Ärzte sein. So betrage beispielsweise der Ausgabenanteil patentgeschützter Antidepressiva in Mecklenburg-Vorpommern über 30 Prozent, in Bremen dagegen nicht einmal 10 Prozent.



Kirsten Sucker-Sket