Lymphdrüsenkrebs

CD229: neuer Ansatzpunkt zur Entwicklung einer Immuntherapie

Hamburg - 01.11.2011, 10:00 Uhr


Eine Arbeitsgruppe am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf hat nach einer Mitteilung der Wilhelm-Sander-Stiftung ein Protein auf der Oberfläche von Tumorzellen identifiziert, das sich als Zielstruktur zur Entwicklung einer Immuntherapie zur Behandlung des Multiplen Myeloms eignen könnte.

Trotz deutlicher Verbesserungen der Therapie des Multiplen Myeloms, einer Art von Lymphdrüsenkrebs, erleiden über 90% der Betroffenen nach einem anfänglichen Therapieerfolg einen Rückfall. Verantwortlich dafür sind in den meisten Fällen „Schläferzellen“, sogenannte Myelom-Stammzellen, im Knochenmark. Diese lassen sich durch eine Chemotherapie nicht auslöschen. Immuntherapeutische Ansätze könnten zumindest einigen Patienten Heilungschancen eröffnen.

Voraussetzung zur Entwicklung einer Immuntherapie ist die Identifizierung von Strukturen an der Oberfläche von Tumorzellen, über die das Immunsystem die bösartigen Zellen erkennen kann. Die Forscher haben kürzlich ein solches Oberflächenmolekül auf bösartigen Zellen von Patienten mit Multiplem Myelom entdeckt. Der als CD229 bezeichnete Rezeptor scheint nicht nur von ausgereiften Tumorzellen, sondern auch von unreifen Myelom-Stammzellen im Knochenmark ausgeprägt zu werden. Eine Immuntherapie, zum Beispiel mit Hilfe eines CD229-spezifischen Antikörpers, hätte somit das Potential, auch die im Knochenmark des Patienten lauernden „Schläferzellen“ auszulöschen.

Die Forscher wollen nun überprüfen, inwieweit sich das CD229-Molekül als Zielstruktur für immuntherapeutische Ansätze beim Multiplen Myelom tatsächlich eignet. Zunächst soll ermittelt werden, bei wie vielen der Myelompatienten das CD229-Molekül auf den im Knochenmark ansässigen Tumorzellen vorkommt und wie umfangreich es dort ausgebildet wird. Des weiteren wollen die Hamburger Mediziner die Funktion von CD229 klären – insbesondere ob diese sogar darin besteht, Überleben, Wachstum und Ausbreitung der bösartigen Zellen zu fördern. Abschließend soll in vitro untersucht werden, ob es gelingt, durch eine Antikörper-vermittelte Immuntherapie, die gegen CD229 gerichtet ist, Myelomzellen zu eliminieren.
 


Dr. Bettina Hellwig