Kongress für Versorgungsforschung in Köln

„Evidenz-basierte Gesundheitsversorgung“ notwendig

Köln - 20.10.2011, 14:59 Uhr


Etwa 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland werden zu dem heute in Köln eröffneten, drei Tage andauernden Deutschen Kongress für Versorgungsforschung erwartet.

Der Kongress ist der gemeinsame Jahreskongress des „Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung e.V." (DNVF) und der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e.V. (GAA). Probleme einer rationalen Arzneimittelversorgung sind aus der Sicht der Veranstalter derzeit zum einen bei der Versorgung älterer Menschen zu sehen, bei denen eine Leitlinien-gerechte Therapie aufgrund der Vielzahl an Verordnungen nicht immer das Optimum für den Patienten darstellt. Zum anderen stehen die häufig überflüssigen Antibiotikaverordnungen für Kinder und Jugendliche im Fokus der Experten.

Darüber hinaus haben sich die Versorgungsforscher im Sinne einer Verbesserung der Arzneimitteltherapie die Förderung der Patientenorientierung auf die Fahnen geschrieben. Schließlich wollen Untersuchungen zufolge 60 bis 70% der Patienten auf Augenhöhe mit dem Arzt über ihre Therapie mitentscheiden.

„Brücken schlagen“ zwischen den Disziplinen und Beteiligten an der Versorgung ist aus der Sicht der Versorgungsforscher auf ihrem Fachgebiet unverzichtbar. Ebenfalls unverzichtbar ist eine angemessene Finanzausstattung der Forschung, und hier hapert es offenbar bis dato noch ganz beträchtlich. Dabei wäre, so die Einschätzung der Tagungspräsidenten Prof. Dr. Holger Pfaff, 1. Vorsitzender des DNVF, und Prof. Dr. Sebastian Harder, 1. Vorsitzender der GAA, mit einem Euro pro Versichertem und Jahr, das heißt einem Jahresetat von rund 80 Mio. Euro, schon viel gewonnen. „Wir brauchen nicht nur eine Evidenz-basierte Medizin, sondern auch eine Evidenz-basierte Gesundheitsversorgung.“ meint Pfaff, die dann, so hofft der Hauptgeschäftsführer des DNVF Prof. Dr. Gerd Glaeske, Universität Bremen, am Ende auch zu einer Evidenz-basierten Gesundheitspolitik führen sollte.

Von einer besseren Finanzausstattung erhoffen sich die Versorgungsforscher im Übrigen auch einen schnelleren Anschluss an diesbezügliche internationale Standards. Punktuell hat man zwar bereits gute Ergebnisse vorzuweisen, aber in der Breite fehlt es noch an den erforderlichen Strukturen für die Datenerhebung. Weltweit haben die US-Amerikaner mit 40 Jahren Erfahrung auf diesem Fachgebiet die Nase vorn, und in Europa sind derzeit die Niederländer und die Finnen am besten aufgestellt.


Dr. Helga Blasius