Nanomaterialien

In-vitro-Tests sind nicht aussagekräftig

Dortmund - 08.10.2011, 10:00 Uhr


Daten, die im Reagenzglas gewonnen werden, eignen sich nicht, um sichere Aussagen über die krebserzeugende Wirkung von Nanomaterialien, Feinstäuben und Fasern beim Menschen zu machen.

Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsbericht, den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Auftrag gegeben und jetzt veröffentlicht hat. Gesundheitliche Risiken, die im Zusammenhang mit Nanomaterialien stehen, bekommen eine große öffentliche Aufmerksamkeit. Umso wichtiger sind gesicherte Erkenntnisse über mögliche Wirkungen der winzig kleinen Partikel, um eine entsprechende Vorsorge zu treffen. In den vergangenen Jahren wurden viele Versuche in vitro durchgeführt, um Aussagen über eine mögliche krebserzeugende Wirkung zu treffen. Im Rahmen einer umfangreichen Literaturauswertung wurde daher die Aussagekraft von In-vitro-Gentoxizitätstests in Relation zur Karzinogenität atembarer faserförmiger und granulärer Stäube gemäß Epidemiologie und Langzeit-Tierversuchen untersucht.

Insgesamt kommt der Bericht zu dem Schluss, dass sich über alle Studien und Stäube hinweg keine klare Korrelation zwischen der Wahrscheinlichkeit positiver Befunde der In-vitro-Versuche und den Befunden aus Langzeit-Tierversuchen und epidemiologischen Befunden finden lässt. Die Auswertung von 179 Datensätzen zeigt eher einen statistischen Zusammenhang mit der Art des Auftraggebers oder Labors (öffentlich oder privat) als mit chemisch-physikalischen Partikeleigenschaften.

Angesichts der Datenlage und der Schwere einer Krebserkrankung sollten Befunde bei Ratten und bei historischen Expositionen in der Epidemiologie zum Maßstab des Handelns auch bei niedrigeren Expositionshöhen gemacht werden, folgern die Autoren des Berichts.

Der Bericht „Bedeutung von In-vitro-Methoden zur Beurteilung der chronischen Toxizität und Karzinogenität von Nanomaterialien, Feinstäuben und Fasern“; Markus Roller; Dortmund, 2011; 364 Seiten, Projektnummer: F 2043, befindet sich unter www.baua.de/publikationen im Internetangebot der BAuA.


Dr. Bettina Hellwig