Deutscher Apothekertag 2011

"Wir brauchen mehr Honorar"

Düsseldorf - 05.10.2011, 14:12 Uhr


Eine dynamisierte Honorierung, eine Begrenzung der Belastungen durch das AMNOG und ein Ausgleich für Unterdeckungen bei Notdiensten, Rezepturen und der BTM-Abgabe – dies sind derzeit die politischen Kernforderungen der ABDA. Dazu habe man ein Gesamtpaket geschnürt, das man nun der Politik vorlegen will, erklärte heute die ABDA-Spitze.

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„Die Apotheker werden von der Politik unfair behandelt“, erklärte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf heute auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Deutschen Apothekertages. So werde das im Koalitionsvertrag versprochene Pick-up-Verbot „trotz unserer vielfältigen Vorschläge“ nicht umgesetzt. Zudem litten die Apotheken unter den AMNOG-Belastungen. Nicht nur die ihnen von der Politik zugedachten 200 Mio. Euro lasteten auf ihnen – der Großhandel gebe seine Belastungen ebenfalls an die Apotheken weiter und blute sie so aus. Ende 2011 müsse mit dieser Doppelbelastung Schluss sein, forderte Wolf. Dann hätten die Apotheken ihr Soll bereits mehr als erfüllt.

Aber auch die Apothekenhonorierung will die ABDA neu geregelt sehen. Das bewährte Apothekensystem werde in ein paar Jahren kollabieren, wenn Apotheker nicht endlich ein angemessenes Honorar erhielten. Wolf: „Wir wollen nicht nur mehr Honorar, wir brauchen es“. Der Umstieg auf das Kombimodell im Jahr 2004 ist aus Sicht der ABDA richtig gewesen. Allerdings: 2011 erhalten Apotheken pro GKV-Packung genauso viel wie vor acht Jahren. Und das bei steigender Inflation, höheren Sach- und Personalkosten und mehr Bürokratie und Leistung. Dabei hätten die Apotheken wegen des variablen Apothekenabschlags nicht einmal Planungssicherheit – auch im Jahr 2011 wüssten sie nicht, was sie für 2009 und 2010 tatsächlich an die Kassen zahlen müssen.

Als Beispiel für das Ungleichgewicht an Belastung und Honorierung führte Wolf die Abgabe von Betäubungsmitteln an: Der Apotheker bekomme hier für den erhöhten Aufwand pro Packung 26 Cent mehr. Allerdings verlange der Großhandel wiederum mehr als einen Euro Sondergebühr – am Ende steht der Apotheker sogar mit weniger Honorar da.

Wolf betonte: „Die Apotheker wollen keine Geschenke, sondern eine angemessene Honorierung – nicht mehr und nicht weniger“. Sie müsse der realen Aufwands- und Kostensteigerung angepasst vorausschauend dynamisiert werden. Karl-Heinz Resch, ABDA-Geschäftsführer Wirtschaft, Soziales und Verträge, verwies darauf, dass auch das von der Politik vorgeblich auf 2011/12 beschränkte „Sonderopfer“ – der auf 2,05 Euro erhöhte Apothekenabschlag – de facto dauerhaft weiter wirke. Denn bei den nächsten Verhandlungen über die Anpassung des Abschlages werde auf eben dieser Basis von 2,05 Euro verhandelt – und nicht auf der von 1,75 Euro.

Auf eine genaue Bezifferung der Honorarvorstellungen wollte sich die ABDA-Spitze nicht festlegen lassen. Resch beließ es bei der Information, dass das Fixum heute bei 8,88 Euro liegen würde, hätte man das ABDA-Konzept schon 2004 eingeführt. Das Modell bestehe aus verschiedenen Bestandteilen, so Resch. Wie hierin der Ausgleich für die Unterdeckung beim Nacht- und Notdienst sowie bei der Herstellung von Rezepturen und der Abgabe von Betäubungsmitteln konkret aussehen soll, blieb offen.

Die ABDA hofft nun, in der Politik gehört zu werden. Dabei werde man selbst auf sie zugehen – denn zuletzt fühlte sich die Apothekerschaft recht vernachlässigt von den Volksvertretern. Wolf betonte, dass die Apotheker einen freien und unabhängigen Beruf ausübten – eine Tätigkeit, die insbesondere die FDP in der Vergangenheit stets zu schätzen wusste. Allerdings mache auch gerade diese Unabhängigkeit abhängig – und zwar vom Staat. „Will er unser gutes System erhalten, muss er auch zahlen“, so Wolf.


Kirsten Sucker-Sket