Paramyxoviren

Knochenkrankheit bei Dinosaurier entdeckt

Berlin - 03.10.2011, 10:00 Uhr


Den Paläontologen vom Museum für Naturkunde Berlin gelang eine aufsehenerregende Entdeckung: An einem 150 Millionen Jahre alten Wirbel des Dysalotosaurus lettowvorbecki fanden sie den bisher ältesten Hinweis auf die Existenz von Viren.

Der pflanzenfressende Dinosaurier aus Tendaguru/Tansania hatte zu Lebzeiten die Knochenkrankheit Morbus Paget. Diese wird durch Viren ausgelöst und war bislang nur von Menschen und Primaten bekannt. Die Paget-Krankheit ist eine gutartige Knochenerkrankung, bei der die Knochen sich vergrößern, deformieren und immer schwächer werden. Am Erkrankungsprozess sind masernähnliche Paramyxoviren beteiligt, möglicherweise in Kombination mit genetischen Defekten.

Die Entdeckung der Paget-Krankheit an einem Wirbel des Dysalotosaurus lettowvorbecki, einem kleinwüchsigen, zweibeinigen, 150 Millionen Jahre alten Dinosaurier aus Tansania, gilt als Sensation. Die Knochenerkrankung kann erstmalig als indirekter Beweis für das Vorhandensein von Viren in erdgeschichtlicher Zeit angesehen werden, und das bereits vor 150 Millionen Jahren.

Forscher des Berliner Museums für Naturkunde fanden in den Sammlungen des Museums den pathologisch veränderten fossilen Knochen und analysierten ihn. Abweichend von anderen Wirbeln zeigt der erkrankte Wirbel des Pflanzenfressers eine gleichmäßige Verdickung im mittleren Abschnitt und eine blumenkohlartige Oberflächenstruktur. In der Mikro-Computertomographie offenbart der fossile Wirbel das charakteristische radiologische Erscheinungsbild der Paget-Krankheit: einen Knochenabbau im inneren Bereich des Wirbels und Knochenanbau im äußeren Bereich, der zu einer Verdickung der Außenschicht führt.

Die Paget-Krankheit befällt beim Menschen hauptsächlich den Schädel, die Wirbelsäule und die Beckenknochen. In der Archäologie sind einige Beschreibungen der Paget-Erkrankung an Knochen bis ins Neolithicum (Jungsteinzeit) bekannt geworden. Nur vereinzelt existieren andere Nachweise, zum Beispiel beim Orang-Utan und den Halbaffen. Daher ist der Nachweis der Paget-Krankheit bei Fossilien von außergewöhnlicher Bedeutung. Schon bei den Dinosauriern verlief der Infekt nach dem gleichen Muster wie beim Menschen, so die radiologischen Befunde. Daraus folgt, dass es Paramyxoviren, die potenziellen Auslöser der Paget-Krankheit, bereits seit mindestens 150 Millionen Jahren geben muss.

Literatur: Witzmann, F., et al.: Current Biol. 2011;21(17):R647-8.


Dr. Bettina Hellwig