Prognos-Studie

Patientenbeteiligung kann noch optimiert werden

Berlin - 22.09.2011, 15:53 Uhr


Die Vertreter der Patienten- und Verbraucherorganisationen sowie Krankenkassen sollen sich für eine stärkere Beteiligung von Patienten im Gesundheitswesen einsetzen. Dies fordert der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa). Er stützt sich dabei auf eine von ihm in Auftrag gegebene Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Patienten- und Bürgerbeteiligung in Deutschland durchaus optimierbar ist.

Immer häufiger wollen Bürger an den sie betreffenden Entscheidungen mitwirken – zugleich wird ihnen die Partizipation auch in vielen Bereichen besser ermöglicht. So ist in Deutschland die Beteiligung von Patienten in den Gremien des Gesundheitssystems seit 2004 in der Patientenbeteiligungsverordnung geregelt. Nach den Erfahrungen der ersten Jahre entschied sich der vfa nun zu einer Überprüfung der geltenden Regelungen – auch im Vergleich zu anderen Ländern.

Die Prognos AG, die die Studie für die forschenden Pharma-Unternehmen durchführte, verglich dabei die Organisation und Umsetzung von Patienten- und Bürgerbeteiligung in Deutschland und acht weiteren Systemen. Unter die Lupe genommen wurden Australien, Dänemark, England und Wales, Frankreich, Niederlande, Schottland, Schweden sowie die Europäische Zulassungsagentur European Medicines Agency (EMA). Dabei wurden verschiedene Bereiche und Institutionen im Gesundheitssystem im Hinblick auf die gesetzliche Verankerung und Verbindlichkeit, ihre Rahmenbedingungen und Legitimation untersucht.

Während eine Beteiligung von Patienten und Bürgern im Gesundheitssystem in all diesen Ländern unstrittig ist und praktiziert wird, ist die Umsetzung durchaus unterschiedlich, so die Studie. Es zeigt sich, dass kein Land alle idealen Ansätze in sich vereint. Dennoch gebe es beispielsweise in Frankreich, England, Schottland und Australien besonders transparente Strukturen, Prozesse und Ergebnisse. Hier würden Tagesordnungen und Protokolle aktiv im Internet veröffentlicht. Zudem seien die Namen von Patientenvertretern öffentlich bekannt. Überdies seien in den gleichen Ländern interessante Modelle der Legitimation entwickelt worden. So sei in Frankreich das Legitimationsproblem durch ein Akkreditierungsverfahren gelöst worden: Patientengruppen erhalten dadurch eine Zulassung zur Beteiligung entweder auf nationaler oder regionaler Ebene. In England und Schottland würden Patienten- und Bürgervertreter über öffentliche Ausschreibungen rekrutiert.

Im Vergleich zu den anderen Ländern sieht die Studie in Deutschland noch einigen Verbesserungsbedarf – gerade in den Bereichen Transparenz und Legitimation müsse weiterhin an den Standards gearbeitet werden. Dazu bietet die Studie Praxisbeispiele anderer Länder und stellt „Zehn Bausteine für die gute Praxis“ zusammen. Hier finden sich insbesondere für die Auswahl und Legitimation der Patientenvertreter, ihre Ausbildung und finanzielle Unterstützung einige Anregungen.

Gian Carlo Sciuchetti, vfa-Geschäftsführer Markt und Erstattung, resümiert: „Es ist unstrittig, dass eine starke Beteiligung von Patientenvertretern im Gesundheitssystem notwendig ist. Wir sind der Meinung, dass diese Partizipation erheblich zur Qualität, Transparenz und Akzeptanz der Entscheidungen im Gesundheitssystem beiträgt. Die Studie und ihre Ergebnisse sollen zum konstruktiven Dialog beitragen."


Juliane Ziegler