Weltgesundheitsorganisation

Neuer Aktionsplan gegen Alkohol

Berlin - 14.09.2011, 09:11 Uhr


Zu viel Alkohol schadet nicht nur den Trinkenden und ihrer Umgebung – er verursacht auch hohe finanzielle Kosten für die Gemeinschaft. Die Mitgliedsstaaten in der Europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützten daher den neuen WHO-Aktionsplan zur Verringerung des Alkoholkonsums.

Laut WHO ist Alkohol in Europa nach Tabak der zweitgrößte gesundheitliche Risikofaktor. Über 20 Prozent der Erwachsenen betrinken sich in der Europäischen Region regelmäßig – das ist der höchste Alkoholkonsum weltweit. Im Westen der Region nahm der Alkoholkonsum in den letzten 15 Jahren zwar ab, im Osten stieg er jedoch stark an. Schon im Jahr 2002 hatten Männer im Alter von 20 bis 64 Jahren in Osteuropa wegen ihres hohen Alkoholkonsums durchschnittlich eine um sechs Jahre geringere Lebenserwartung als ihre Altersgenossen in Westeuropa.

Auch wenn es zwischen den einzelnen Ländern weiterhin große Unterschiede beim Ausmaß gibt, sind die Auswirkungen überall die gleichen: Schaden hat nicht nur der Konsument selbst – auch andere Personen sind betroffen, durch Gewalt auf der Straße oder in der Familie. Nicht zuletzt schädigt Alkohol jedoch auch durch die Inanspruchnahme staatlicher Ressourcen.

So wurden laut WHO die im Jahr 2003 in der Europäischen Union durch Alkoholkonsum entstandenen Kosten mit 125 Mrd. Euro veranschlagt. Das sind 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Davon wurden 66 Mrd. Euro direkt für alkoholbedingte Probleme aufgewandt, während die verbleibenden 59 Mrd. Euro auf Produktionsausfälle durch Fehlzeiten, Arbeitslosigkeit und Frühsterblichkeit entfielen. Darüber hinaus wurden für immateriell entstandene Kosten zwischen 152 und 764 Mrd. Euro veranschlagt, so die WHO.

 „Den Ländern ist sehr wohl bewusst, welche Kosten und Schäden der Alkohol verursacht“, sagte WHO-Regionaldirektorin für Europa Zsuzsanna Jakab. Der neue Aktionsplan soll daher einen fachlichen Rat bieten und Maßnahmen anregen, die zur Verminderung alkoholbedingter Schäden ergriffen werden können und auch sollten. Er enthält einen umfassenden Überblick zur Problematik sowie erprobte Konzepte, alkoholbedingte Schäden zu vermindern. So haben sich laut WHO etwa die Steuerung des Alkoholpreises, das gezielte Vorgehen gegen Alkohol am Steuer sowie die Begrenzung der Vermarktung von Alkohol als effektiv erwiesen.

Der neue Aktionsplan hat fünf Hauptziele, die sich auf die globale Strategie der WHO gegen Alkohol stützen: Zunächst soll das Bewusstsein hinsichtlich Ausmaß und Art der Belastungen durch Alkohol verschärft werden. Dann soll die allgemeine Wissensgrundlage erweitert werden. Der Plan soll auch die Kapazitäten zur Handhabung und Behandlung alkoholbedingter Störungen ausweiten und mehr Mittel für ein abgestimmtes Handeln mobilisieren. Nicht zuletzt strebt der Plan die Verbesserung der epidemiologischen Überwachung und der Überzeugungsarbeit an.

Die Europäische Region der WHO verabschiedete bereits 1992 einen Aktionsplan Alkohol. Alle Länder der Region verfügen heute über einen solchen Aktionsplan oder eine entsprechende Strategie. Dennoch soll jedes Land, unabhängig von Ausmaß oder Konsequenz seines eigenen Aktionsplans, vom neuen Europäischen Aktionsplan profitieren.


Juliane Ziegler