ABDA/KBV-Konzept

Einsparungen müssen Patienten zugutekommen

Berlin - 14.09.2011, 14:58 Uhr


Das ABDA/KBV-Konzept zur Arzneimittelversorgung bekommt eine Menge Gegenwind. Auch bei der heutigen Vorstellung des Arzneimittelverordnungs-Reports (AVR) kam es zur Sprache. Der einhellige Tenor: Das Modell ist kein taugliches Instrument zur Ausgabensenkung.

„Wenn derzeit für andere Modelle als Rabattverträge geworben wird, so dient dies nur dazu, dass bestimmte Gruppen am rationalen Verordnungsverhalten – das das SGB V ohnehin vorschreibt – noch etwas mehr verdienen wollen“, erklärte der AVR-Mitherausgeber Dr. Dieter Paffrath. Und das ist für ihn, der zugleich stellvertretender Vorsitzender der AOK Nordwest ist, keine Option.

Unterstützung bekommt Paffrath von Jürgen Graalmann, dem stellvertretenden Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes. Er kann dem Modell zwar Positives abgewinnen – nämlich die Wirkstoffverordnung und das Eingeständnis, dass weiteres Einsparpotenzial im Arzneimittelbereich vorhanden ist. Nicht akzeptabel ist aber auch für ihn, dass diese Einsparungen nicht den Patienten zugutekommen sollen. Richtig „beunruhigend" ist für Graalmann zudem die Vorstellung, dass das Instrument die Rabattverträge aushebeln könnte.

Auch der AVR-Herausgeberberater Dr. Leonhard Hansen – der mittlerweile keinen Lobbyistenposten mehr besetzt, sondern neben seiner Tätigkeit als Arzt künftig Mitglied des AMNOG-Schiedsamtes sein wird – hat wenig Hoffnung, dass das ABDA/KBV-Modell durchschlagende Wirkung hat. Schon jetzt hätten Ärzte ausreichend Möglichkeiten, ihre Patienten sinnvoll und hilfreich zu behandeln, ohne dass die Kassen dabei in finanzielle Schwierigkeiten kommen oder gar sie selbst Regresse fürchten müssten – letztere Gefahr ist aus Hansens Sicht ohnehin völlig überschätzt. Doch schon jetzt würden diese Optionen kaum genutzt. Dass sich nun alle Ärzte dem ABDA/KBV-Konzept getreu verhalten würden, sieht Hansen nicht. Sein schlichter Kommentar zu den Plänen der Regierungsfraktion lautet daher: „Marie, gute Nacht“.


Kirsten Sucker-Sket