Weltgesundheitsorganisation

Fünf Aktionspläne für Europa

Berlin - 09.09.2011, 11:35 Uhr


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will gegen die Ursachen, die für den Großteil der Krankheitslast in der Europäischen Region verantwortlich sind, vorgehen: Sie hat daher fünf Aktionspläne unter dem Schlagwort „Gesundheit 2020“ verfasst, die sich unter anderem mit Alkoholkonsum, HIV und Tuberkulose beschäftigen.

Im Vorfeld der Tagung führte das WHO-Regionalbüro viele Gespräche mit Experten, den Vertretern der 53 Mitgliedsstaaten in der Europäischen Region, Partnerorganisationen und der Öffentlichkeit im Internet. Gesprochen wurde darüber, wie die Gesundheitssituation in den betroffenen Ländern verbessert werden kann. „Gesundheit ist eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche und wohlhabende Gesellschaft“, sagte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

„Wir sind uns im Klaren darüber, dass die Länder zwar ein Optimum an Gesundheit für ihre Bürger verwirklichen wollen, dabei aber gleichzeitig auch ein hohes Maß an Effizienz anstreben“, so Jakab. Die WHO fasste daher in Aktionsplänen die fünf Bereiche zusammen, die für einen Großteil der Krankheitslast in der Europäischen Region verantwortlich sind und eine wachsende Bedrohung darstellen. Die Pläne sollen eine evidenzbasierte und kosteneffiziente Lösung sein und die häufigsten tödlichen Krankheiten in der Region ins Visier nehmen.

Konkret befassen sich die Pläne mit den nichtübertragbaren Krankheiten, dem Alkoholkonsum, HIV/Aids, der multiresistenten und extensiv resistenten Tuberkulose und der Antibiotikaresistenz. Die nichtübertragbaren Krankheiten, zu denen Krebs, Herzerkrankungen, chronische Lungenerkrankungen und Diabetes gehören, sind laut WHO für gut 86 Prozent aller Todesfälle und 77 Prozent der Krankheitslast in der Europäischen Region verantwortlich. Die Europäische Region ist zudem von allen WHO-Regionen weltweit diejenige mit dem höchsten Alkoholkonsum: Im Durchschnitt trinkt ein Bürger dort 9,24 Liter reinen Alkohols pro Jahr.

Was HIV betrifft, so sei zwar die weltweite Zahl der Neuinfektionen rückläufig. Dennoch habe sich in Osteuropa und Zentralasien die Zahl der mit HIV lebenden Menschen seit dem Jahr 2000 mehr als verdreifacht, sodass diese Teilregion eine der weltweit am schnellsten wachsenden HIV-Epidemien aufweise. Und auch die Ausbreitung der medikamentenresistenten Tuberkulose in der Europäischen Region ist laut WHO besorgniserregend.

Der fünfte Aktionsplan beschäftigt sich mit dem Problem der zunehmenden Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika. Laut WHO ist dies auf den weit verbreiteten Einsatz von Antibiotika bzw. ihren unsachgemäßen Gebrauch bei Menschen und Tieren zurückzuführen. Ziel ist es daher, wirksame neue Antibiotika zu finden, um eine weitere Ausbreitung der Resistenzen zu verhindern. Die WHO befürchtet sonst eine Rückkehr zu gesellschaftlichen Verhältnissen, wie sie vor der Entdeckung der Antibiotika herrschten, als Kinder oft an einer einfachen Lungenentzündung starben und Ärzte gegen Meningitis machtlos waren.

Auf der Tagung, die vom 12. bis 15. September 2011 in Baku stattfindet, sollen die Vertreter der betroffenen Mitgliedsstaaten nun über eine Vielzahl an soliden und kosteneffizienten Maßnahmen diskutieren, die teilweise nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch den Regierungen zugutekommen.


Juliane Ziegler