Neuer Noweda-Standort

SPD-Politiker Steinmeier zeigt Verständnis für Noweda-Lohnpolitik

Peine - 05.09.2011, 11:42 Uhr


Am Wochenende besuchte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Frank-Walter Steinmeier den neuen Standort des Arzneimittel-Großhändlers Noweda in Peine – und schaltete sich in die aktuelle Diskussion über angebliches Lohndumping ein.

In Anwesenheit von Steinmeier wies Noweda-Vorstandschef Wilfried Hollmann erneut den Verdi-Vorwurf zurück, Noweda würde in Peine den Tariflohn absenken. „Es stimmt, dass wir zuerst den niedrigeren Sachsen-Tarif zahlen, aber das ist nötig, weil wir hier 25 Millionen Euro investiert haben und ein Risiko eingegangen sind“, sagte Hollmann laut Peiner Allgemeiner Zeitung (PAZ). Auf Nachfrage des SPD-Bundestagsabgeordneten Hubertus Heil konkretisierte Hollmann den Fahrplan: „Wir werden den Tarif nach einer Anlaufphase von einem halben Jahr anpassen.“ Und: „Unsere Mitarbeiter werden dauerhaft mehr verdienen als die Mitarbeiter unserer Mitbewerber.“

Denn laut Noweda-Sprecherin Anett Oeding zahlt der Großhändler neben den vereinbarten Löhnen je nach Ertragslage eine freiwillige Jahressonderzahlung. Diese habe sich in den letzten Jahren zwischen  600 und 900 Euro bewegt.

„Die Wirtschaftspolitik war nach der Agenda 2010 unter Gerhard Schröder auch deshalb sechs, sieben Jahre so erfolgreich, weil die Löhne niedrig waren. Wir haben heute Gott sei Dank wieder mehr Arbeitsplätze. Wichtig ist aber vor allem, dass die Menschen von ihrem Lohn auch leben können“, sagte Steinmeier laut PAZ. Hollmann habe erklärt, dass nach einer Anlaufphase von sechs Monaten nach dem hier geltenden Tarif gezahlt werde. „Das ist überprüfbar. Das ist eine klare Aussage. Insofern bin ich sehr froh, dass ich heute hier dabei bin.“

Aus Sicht von Verdi verschafft sich Noweda mit seiner Lohnpolitik einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz, die nach dem höheren niedersächsischen Tarif bezahle. Kornelia Jung, für den Großhandel zuständige Gewerkschaftssekretärin, warf Noweda Lohndumping vor: „Wenn Noweda nach sächsischem Tarif zahlt, bedeutet das beim Stundenlohn eine Differenz von knapp 1,50 Euro zu den Löhnen der Konkurrenz.“ Dies sei viel Geld, gerade bei den niedrigen Lohngruppen.

Am 24. September will Verdi erneut mit einer Protestaktion aufwarten: An diesem Samstag soll der neue Noweda-Standort mit einer Feier mit Apothekern aus der Region eingeweiht werden.


Lothar Klein