Darmkrebs

Immunzellen beeinflussen die Wirksamkeit der Chemotherapie

Heidelberg - 31.08.2011, 17:23 Uhr


Darmkrebspatienten, bei denen der Tumor bereits Lebermetastasen gebildet hat, profitieren eher von einer Chemotherapie, wenn am Tumorrand eine erhöhte Anzahl von bestimmten Immunzellen vorhanden ist. Diesen Zusammenhang haben jetzt Wissenschaftler des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg beobachtet.

Die individuelle Zelldichte ist die Antwort des Immunsystems auf den Tumor. Sie kann nun als sogenannter Marker für eine personalisierte Behandlung genutzt werden.

Schon zuvor hatten die Wissenschaftler Hinweise darauf gefunden, dass das körpereigene Abwehrsystem sowohl die Entwicklung des Tumors als auch den Erfolg einer chemotherapeutischen Behandlung beeinflusst. Deshalb untersuchten sie das Geschehen am Tumorrand der Lebermetastasen von 101 operierten Patienten genauer und verglichen es mit deren Ansprechen auf eine Chemotherapie.

Zuerst definierten die Forscher Kriterien für die Immunantwort. Dazu zählten sie angefärbte Immunzellen am Tumorrand von operierten Patienten. Diese speziellen Immunzellen bilden dabei die körpereigene Abwehr gegen Bakterien und auch Tumorzellen. Wiesen die Patienten im Rand der Lebermetastasen viele Immunzellen auf, so sprachen sie auch besser auf eine Chemotherapie an. Die Metastasen bildeten sich deutlich zurück, und der Therapieerfolg der Chemotherapie hielt länger an.

Wird Darmkrebs früh erkannt, kann er mit einer Chance von 90 bis 100 Prozent geheilt werden. Viele Patienten leiden außerdem unter den starken Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Deshalb ist es wichtig, diejenigen Patienten zu identifizieren, die von einer solchen Therapie nicht profitieren würden, und damit unnötige Behandlungen zu vermeiden.

Jetzt soll ein in der klinischen Praxis einsetzbares Verfahren für die Bestimmung dieses Markers entwickelt werden. Dazu wird eine automatische computergestützte Mikroskopie verwendet, um die Zelldichten der Immunantworten zu messen. Die genaue quantitative Erfassung der Immunantwort ermöglicht dann eine objektive, klare Therapieempfehlung.

Da die neue Studie nur Aussagen für Patienten zulässt, deren Lebermetastasen operativ entfernt wurden, entwickeln die Forscher ihr Verfahren nun weiter. Dabei haben sie Immunantworten im Blick, die bei einer minimalen Gewebeentnahme, einer sogenannten Biopsie, untersucht werden können. Parallel wird an einem Verfahren gearbeitet, bei dem man sogar ganz ohne eine Gewebeentnahme die Immunzelldichten bestimmen kann.

Quelle:  Halama, N., et al.: Cancer Research 2011, Online-Publikation DOI:10.1158/0008-5472.CAN-11-0268


Dr. Bettina Hellwig