Betrug mit Krankenhaus-Arzneimitteln

Apotheker soll mit Zwei-Preise-System betrogen haben

Lübeck/Berlin - 11.08.2011, 14:58 Uhr


Ein Apotheker muss sich ab morgen vor dem Landgericht Lübeck wegen Medikamentenbetrugs verantworten. Der Schaden für die Pharmahersteller soll sich auf mindestens 2,5 Millionen Euro belaufen.

In den Jahren 2004 bis 2008 soll der 70-jährige Apotheker der Merkur-Apotheke in Lübeck in mehr als 1350 Fällen bei Herstellern Arzneimittel zu Klinikpreisen eingekauft, sie umgepackt und zu den regulären Preisen als Offizinware eingesetzt und an Pharmagroßhändler weiterverkauft haben.

Den Apotheker sollen dabei ein weiterer angestellter Apotheker und Mitarbeiter der AOK Nordwest, die unberechtigte Preisnachlässe vereinbart haben sollen, unterstützt haben. Auch die Geschäftsführerin eines Großhändlers aus Schleswig-Holstein soll involviert gewesen sein. Möglich war diese jahrelange Praxis, weil der heute 70-Jährige eine krankenhausversorgende Apotheke betreibt, über die er Medikamente grundsätzlich zu Klinikpreisen erwerben konnte.

Gegen alle Beteiligten sollen noch in diesem Jahr Gerichtsverfahren eröffnet werden. Morgen um 10 Uhr beginnt zunächst der Prozess gegen den Apothekenbetreiber vor dem Landgericht Lübeck – das Verfahren gegen ihn wurde aus gesundheitlichen Gründen vorgezogen. Eine Sprecherin des Gerichts sagte gegenüber DAZ.online, derzeit seien keine weiteren Fortsetzungstermine angesetzt, sodass eine Entscheidung morgen Nachmittag möglich sei.

Neben dem strafrechtlichen Verfahren läuft gegen den Apotheker ein berufsrechtliches Verfahren der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Mit einem Ergebnis der diesbezüglichen Ermittlungen wird Mitte 2012 gerechnet, so der Kammer-Justiziar Dr. Karl-Stefan Zerres gegenüber DAZ.online. Dabei droht ihm eine Geldbuße von bis zu 50.000 Euro und je nach Ergebnis des strafrechtlichen Gerichtsverfahrens auch das Ruhen oder der gänzliche Entzug der Approbation.


Juliane Ziegler