Internationale Umfrage

Viel Unwissen über Alzheimer

Berlin - 20.07.2011, 11:31 Uhr


Die Menschen fürchten Alzheimer: Die Demenzerkrankung nimmt in den USA, Deutschland, Frankreich und Spanien nach Krebs den zweiten Rang ein, wenn es um die größten Gesundheitssorgen geht. Zugleich sind aber viele zu optimistisch, was die Früherkennung und Behandlung dieser Erkrankung angeht.

Alzheimer ist die häufigste Demenzform: Sie liegt mehr als 60 Prozent aller Demenzfälle zugrunde. 4,4 Millionen Menschen in Europa und 5,4 Millionen in den USA gelten als von der Krankheit betroffen. Für die Initiatoren der Umfrage Grund genug, sich ein Bild davon zu machen, wie die Bevölkerung die Erkrankung wahrnimmt. Insgesamt wurden 2.678 Personen in Frankreich, Deutschland, Spanien, Polen und den USA telefonisch befragt.

Unter anderem sollten die Teilnehmer aus einer Aufzählung von sieben Krankheiten – darunter z. B. Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall –wählen, vor welcher sie am meisten Angst hätten. Rund ein Viertel der Erwachsenen in vier der fünf Länder sagten, sie würden sich am meisten vor Alzheimer fürchten. Nur in Polen ist die Angst vor Herzleiden noch stärker ausgeprägt – hier sorgt sich nur gut jeder Zehnte um Alzheimer. Dies mag auch daran liegen, dass in Polen nur 54 Prozent der Befragten angaben, Alzheimer-Patienten zu kennen oder gekannt zu haben. In den anderen Ländern sind es zischen 72 und 77 Prozent. Insgesamt ist festzustellen, dass die Angst vor Alzheimer mit steigendem Alter zunimmt. Allerdings sind auch junge Erwachsene besorgt: Rund jeder Siebte zwischen 18 und 34 Jahren gab Alzheimer als diejenige Krankheit an, vor der er sich am meisten fürchte.

85 Prozent der Befragten erklärten zudem, sie würden bei Anzeichen von Verwirrung und Gedächtnisverlust einen Arzt aufsuchen, um abklären zu lassen, ob die Symptome auf die Alzheimer-Krankheit zurückzuführen sind. Mehr als 94 Prozent hätten dasselbe Bedürfnis, wenn die Symptome bei einem Familienmitglied auftreten würden. Den Ernst der Krankheit realisieren jedoch nur wenige. So wissen lediglich rund 40 Prozent der Befragten, dass es sich um eine tödliche Krankheit handelt (33%-61%). Auch glauben viele Befragte, dass es mittlerweile wirksame medizinische oder pharmazeutische Behandlungen gibt, um das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten und die Symptome zu lindern (27%-63%). Ebenso glaubt nahezu jeder Zweite, dass es verlässliche medizinische Tests gibt, um zu bestimmen, ob ein verwirrter und vergesslicher Patient an Alzheimer im Frühstadium leidet (38%-59%). Damit liegen sie allerdings falsch.

Für die Vorsitzende von Alzheimer Europe, Heike von Lützau-Hohlbein, zeigen die Ergebnisse der Umfrage, wie wichtig es ist, bei der Alzheimer-Diagnostik den Patienten gegenüber ehrlich zu sein. Zudem machten sie deutlich, dass es ein starkes Bewusstsein für die Alzheimer-Krankheit gibt. Dies belege den Erfolg der vielen Informationskampagnen von Alzheimer-Verbänden.

Alzheimer Europe ist der Dachverband von nationalen Alzheimer-Verbänden und hat gegenwärtig 31 Mitgliedsorganisationen in 27 europäischen Ländern. Ziel der Organisation ist es, die öffentliche Wahrnehmung, Praxis und Politik zu verändern, um gleichen Zugang zu Versorgungsdienstleistungen und Behandlungsoptionen auf hohem Niveau für alle Menschen mit Demenz zu gewährleisten. Die heute in Paris vorgestellte Studie wurde mit finanzieller Unterstützung der Bayer AG für Alzheimer Europe durchgeführt. Das Leverkusener Unternehmen sei aber weder am Entwurf der Befragung noch an der Analyse der Ergebnisse beteiligt gewesen, so der Verband.


Kirsten Sucker-Sket