Kolonkarzinom

Niclosamid stoppt Metastasen

Berlin - 24.06.2011, 10:53 Uhr


Niclosamid, das seit rund 60 Jahren als Medikament gegen Bandwürmer eingesetzt wird, wirkt offenbar auch gegen Metastasen bei Dickdarmkrebs. Das haben jetzt Untersuchungen mit Mäusen ergeben.

Der Wirkstoff schaltet ein Gen aus, das bei Darmkrebs Metastasen auslöst, wie jetzt Berliner Forscher und Wissenschaftler aus Maryland/USA entdeckt haben. Eine klinische Prüfung mit Niclosamid ist bereits geplant.

Darmkrebs ist eine der häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen in den westlichen Ländern. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 73.000 Menschen daran. Trotz Operation, Chemo- und Strahlentherapie wird nur etwa die Hälfte der betroffenen Patienten geheilt. Das liegt daran, dass bei etwa 20 Prozent der Darmkrebspatienten bereits bei der Diagnose Metastasen festgestellt werden und bei etwa einem Drittel der Patienten Metastasen trotz erfolgreicher Ersttherapie auftreten. Von den Betroffenen überleben nur etwa zehn Prozent die Diagnose um fünf Jahre. Von den Patienten mit Darmkrebs ohne Metastasen überleben hingegen 90 Prozent.

Seit einigen Jahren ist ein Gen bekannt, das bei Darmkrebs Metastasen auslöst, das Gen S100A4/Metastasin. Dieses Gen wird durch das Gen Beta-Catenin reguliert. Normalerweise sorgt Beta-Catenin dafür, dass Zellen in ihrem Zellverband bleiben. Wenn es jedoch mutiert ist, schaltet es das Metastasin-Gen an und löst damit bei Darmkrebs die Bildung von Töchtergeschwülsten aus.

Die Wissenschaftler suchten nach Substanzen, die das Ablesen des Metastasin-Gens blockieren. Sie prüften 1.280 Wirkstoffe und wurden bei der Substanz Niclosamid fündig, die bisher gegen Bandwürmer eingesetzt wird. Niclosamid hemmte sowohl in der Zellkultur als auch bei Versuchen mit Mäusen das von Beta-Catenin gesteuerte Ablesen des Metastastasierungs-Gens. Als Folge hatten die Tiere weniger Metastasen. Jetzt wollen die Forscher in klinischen Studien prüfen, ob die Substanz auch bei Patienten mit metastasierendem Dickdarmkrebs wirksam ist.

Literatur: Sack, U., et al.: J. Natl. Cancer Institute 2011;103(12), im Druck.


Dr. Bettina Hellwig