Alzheimer-Demenz

Früherkennung mit Florbetaben

Leipzig - 22.06.2011, 12:28 Uhr


Leipziger Wissenschaftlern ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Früherkennung der Alzheimer-Demenz gelungen. Gemeinsam mit Forschern in den USA, Australien und der Schweiz haben sie in einer Multicenter-Studie erfolgreich den Positronen-Emissionstomographie(PET)-Tracer Florbetaben (18F) eingesetzt

Mit der schwach radioaktiven Marker-Substanz Florbetaben, die in den Arm gespritzt wird und sich dann im Gehirn anreichert, kann das Eiweiß Beta-Amyloid mittels eines Positronen-Emissions-Tomografen (PET) nachgewiesen werden. Beta-Amyloid gilt als Auslöser der Alzheimer-Demenz.

Die Leipziger Universitätsmedizin war bei dieser von der Bayer Schering Pharma in Auftrag gegebenen Studie das führende Zentrum, das an der Planung der Untersuchung beteiligt war und deren Durchführung mit betreut hat. Ihre Ergebnisse hat die Forschungsgruppe in der Mai-Ausgabe der renommierten Zeitschrift „Lancet Neurology“ veröffentlicht, der weltweit wichtigsten Zeitschrift im Bereich der klinischen Hirnforschung.

Zehn bis 15 Jahre bevor die Alzheimer-Erkrankung ausbricht, lagert sich Beta-Amyloid im Hirn an und lässt sich zu diesem Zeitpunkt bereits nachweisen. Das Eiweiß, so die Annahme der Mediziner, ist giftig für die Nervenzellen im Gehirn und führt dazu, dass diese absterben. Mit dem neuen so genannten PET-Tracer könnte die Krankheit in Zukunft bereits diagnostiziert werden, bevor Symptome auftreten.

Bisher wird Alzheimer-Demenz mit klinischen Tests, beispielsweise zur Leistung des Gedächtnisses, diagnostiziert. Diese können jedoch nur bedingt Auskunft über eine tatsächliche Erkrankung geben. In 20 bis 30 Prozent der Fälle ist die Diagnose falsch, etwa weil eine andere Art der Demenz vorliegt. Die derzeit sicherste Methode, Alzheimer festzustellen, ist eine mikroskopische Untersuchung des Hirns nach dem Tod des Patienten.

Das rechtzeitige Erkennen würde eine frühe Behandlung ermöglichen. Die Krankheit ist im Moment nicht heilbar. Lediglich das Fortschreiten der Erkrankung kann mit Medikamenten bei einem Teil der Patienten verlangsamt werden. Derzeit wird intensiv an neuen Heilungskonzepten geforscht, die sich beispielsweise Beta-Amyloid aus dem Gehirn entfernen sollen.

Die aktuelle Studie der Leipziger Wissenschaftler ist die größte und die weltweit erste Multicenter-Studie zum Nachweis von Beta-Amyloid im Gehirn mit Hilfe der PET-Bildgebung. Insgesamt wurden 150 Menschen, 89 Alzheimer-Patienten und 69 Gesunde, untersucht. Dabei konnten die Wissenschaftler eine sehr hohe Genauigkeit bei der Unterscheidung zwischen gesunden Personen und Alzheimer-Patienten erzielen.

Bei der Untersuchung wurde den Studienteilnehmern eine schwach radioaktive Substanz in die Armvene gespritzt. Die Strahlung, welcher der Patient dadurch ausgesetzt wird, entspricht in etwa dem Doppelten der natürlichen Strahlenmenge, die ein Mensch im Laufe eines Jahres aufnimmt und ist damit als nicht gesundheitlich bedenklich einzuschätzen. Die Testsubstanz reichert sich nach kurzer Zeit am Beta-Amyloid im Gehirn an, was mittels einer Kamera im Positronen-Emissions-Tomografen gemessen werden kann. Dabei entsteht ein dreidimensionaler Datensatz, der zusammen mit Daten aus einer Magnetresonanztomografie (MRT) eine genaue Lokalisation des Beta-Amyloids in der grauen Hirnmasse ermöglicht.

Literatur: Barthel, H., et al.: Lancet Neurology 2011;10(5):424-35; Online: doi:10.1016/S1474-4422(11)70077-1.


Dr. Bettina Hellwig