In der Pipeline

Vemurafenib bei metastasierendem Melanom

Basel - 15.06.2011, 13:41 Uhr


Vemurafenib ist ein neues Zytostatikum in der Entwicklung. Es verbesserte in einer Phase-III-Studie das Gesamtüberleben bei Patienten mit metastasierendem Melanom verglichen mit einer Chemotherapie signifikant.

Das BRAF-Protein ist ein wichtiger Bestandteil des RAS-RAF-Signalweges, der am normalen Wachstum und Überleben der Zellen beteiligt ist. Mutierte Formen des BRAF-Proteins können bewirken, dass dieser Signalweg überaktiv wird, was zu unkontrolliertem Zellwachstum und Krebs führen kann. Solche Mutationen finden sich bei etwa 50 Prozent aller Melanome und bei acht Prozent aller soliden Tumoren.

Eine Behandlung mit Vemurafenib ist nur bei Patienten mit der Mutation sinnvoll. Zur Beurteilung kann das mutierte Protein mit dem zeitgleich entwickelten Cobas-4800 BRAF V600-Mutationstest nachgewiesen werden.

Vemurafenib wurde unter anderem in der BRIM3-Studie klinisch geprüft. In dieser globalen, randomisierten, offenen, kontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie wurde Vemurafenib mit einer Dacarbazin-Chemotherapie verglichen, einer derzeitigen Standardtherapie. An der Studie nahmen 675 Patienten teil. Sie waren nicht vorbehandelt und besaßen ein für die BRAF-V600-Mutation positives, nicht operiertes, lokal fortgeschrittenes oder metastasierendes Melanom.

In dieser Studie reduzierte Vemurafenib das Sterberisiko verglichen mit einer Chemotherapie um 63 Prozent (Hazard Ratio [HR]=0,37, p<0,0001). Außerdem reduzierte Vemurafenib signifikant das Risiko für das Fortschreiten der Erkrankung (progressionsfreies Überleben) um 74 Prozent verglichen mit Chemotherapie (HR=0,26, p<0,0001) und ließ den Tumor erheblich schrumpfen: Die Ansprechrate (alle Patienten, bei denen der Tumor schrumpfte) in der Patientengruppe, die Vemurafenib erhielten (48,4 Prozent), war fast neunmal so hoch wie in der Chemotherapie-Gruppe (5,5 Prozent, p<0,0001). Nach sechs Monaten lebten noch 84 Prozent der Patienten, die Vemurafenib erhielten, verglichen mit 64 Prozent der Patienten unter Chemotherapie.

Die mediane Überlebensdauer der Patienten kann noch nicht verlässlich bestimmt werden, da die Anzahl der Patienten, die langfristig nachbeobachtet werden, noch zu gering ist. Die geschätzte mediane Überlebensdauer betrug im Januar 2011 9,2 Monaten bei Patienten, die Vemurafenib erhielten, und 7,8 Monate bei den Patienten unter Chemotherapie. Eine zusätzliche zweimonatige Nachbeobachtung ergab eine geschätzte mediane Überlebensdauer von 10,5 Monaten für Patienten, die Vemurafenib erhielten, bei Patienten unter Chemotherapie weiterhin eine von 7,8 Monaten.

Das Sicherheitsprofil von Vemurafenib entsprach bisherigen klinischen Studien. Die häufigsten Nebenwirkungen mit Schweregrad 3 oder höher waren Keratoakanthome, Hautausschlag, Gelenkschmerzen, Überempfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht und Müdigkeit. Ein Plattenepithelkarzinom (eine häufige Form von Hautkrebs) wurde bei 12 Prozent der Patienten berichtet. Wenn ein solches Karzinom auftrat, wurde es entfernt, und die Patienten wurden weiterbehandelt.

Vemurafenib wird gemeinsam von Roche und Plexxikon, einem Unternehmen der Daiichi Sankyo Gruppe, entwickelt und auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen und bei weiteren Tumorarten geprüft.

Der Wirkstoff hat von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) den Status der vorrangigen Prüfung erhalten. Roche hat Zulassungsgesuche für Vemurafenib in den USA und in der Europäischen Union (EU) eingereicht. Während die Zulassungsgesuche geprüft werden, steht der neue Wirkstoff BRAF-V600-positiven Patienten mit metastasierendem Melanom über ein weltweites erweitertes Zugangsprogramm (Expanded Access Programme, EAP) zur Verfügung.

Weitere Informationen über dieses Programm und über weitere Studien mit Vemurafenib finden sich unter www.clinicaltrials.gov (in den USA) oder im Register für klinische Prüfungen von Roche unter www.roche-trials.com (in der EU).

Die Resultate der BRIM-3-Studie wurden in einem Pressekonferenz mit dem Titel „Trials That Set New Standards of Care“ am 5. Juni 2011 auf dem Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago bekannt gegeben und werden in der Online-Ausgabe des New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Quelle: Presseinformation der Firma Hoffmann-La Roche AG, Basel, 5. Juni 2011.


Dr. Bettina Hellwig


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