Akute Diarrhö und EHEC

Loperamid bei wässrigen, aber nicht bei blutigen Durchfällen!

10.06.2011, 09:49 Uhr


Eine Infektion mit EHEC kann sich als Durchfall von geringerem aber auch stärkerem Ausmaß bemerkbar machen. Viele Patienten greifen aus naheliegendem Grund zu Durchfallmitteln wie Loperamid (Imodium u.a.), um den Durchfall zu stoppen. Nun gilt Loperamid bei den durch EHEC verursachten blutigen Diarrhöen als kontraindiziert. Andererseits

Um diese Frage vor dem Hintergrund der EHEC-Problematik zu beantworten, gibt der Kieler Pharmakologe Prof. Dr. Thomas Herdegen nach Rücksprache mit norddeutschen Gastroenterologen folgenden Rat zum Gebrauch von Loperamid:

  • EHEC. Bei EHEC steht der Durchfall nicht immer im Vordergrund der Symptome. Kommt es durch EHEC zur Diarrhö, so ist der Stuhl eher breiig - schmierig und zeigt schnell Spuren von Blutbeimengung (sogenannte blutige Diarrhö), oft verbunden mit schmerzhaften Koliken. In diesem Fall muss Loperamid unbedingt vermieden werden. Bei blutigem Stuhl sollte sofort Arzt oder Krankenhaus aufgesucht werden.
  • Wässrige Diarrhöen. Bei den überwiegenden Fällen von ausgeprägten Diarrhöen in Deutschland, zumal außerhalb von Norddeutschland, handelt es sich um wässrige Diarrhöen unterschiedlichster Genese, bei denen Loperamid durchaus indiziert ist. Im Zweifelsfall kann man für einen halben Tag oder einen Tag auf Loperamid verzichten und abwarten, ob sich Blutbeimengungen zeigen. Dabei sollte entsprechend des Volumenverlustes  mit Tee und ähnlichem das Volumen substituiert werden.

Inzwischen hat sich auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) in einer Presseerklärung zu Wort gemeldet. Vor dem Hintergrund, dass derzeit im Zusammenhang mit EHEC unter anderem Präparate mit Saccharomyces-boulardii-haltiger Hefe oder Cistus-incanus-Extrakten beworben werden, äußert sich Prof. Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der AMK, wie folgt: "Soweit wir bislang wissen, sind diese und andere Mittel gegen Durchfall bei EHEC unwirksam. Einige rezeptfreie Arzneimittel könnten bei EHEC sogar schädlich sein: Für Wirkstoffe wie Loperamid gibt es Hinweise darauf, dass diese das Risiko für die schwere Verlaufsform erhöhen können." Weiter heißt es in der Pressemeldung: "Eine mögliche schwere Verlaufsform ist das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS). Untersuchungen legen nahe: Motilitätshemmer wie Loperamid verlängern die Darmpassagezeit und können so die Aufnahme der Giftstoffe in den Körper fördern, die diese E. coli-Bakterien produzieren."


Dr. Doris Uhl