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Mitosehemmer Eribulin

08.06.2011, 09:15 Uhr


Eribulin ist der erste Vertreter der neuen Substanzklasse der Halichondrine. Es ist zur Monotherapie des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinoms nach Vorbehandlung mit einem Anthracyclin und einem Taxan zugelassen

Eribulin (Halaven®) ist ein strukturell vereinfachtes synthetisches Analogon von Halichondrin B, das als natürliches Produkt aus dem Meeresschwamm Halichondria okadai isoliert wird. Ähnlich wie Taxane und Vincaalkaloide hemmt Eribulin Tubulin und damit den Aufbau der Mikrotubuli. Es wirkt also ebenfalls als Spindelgift und führt zu einer Blockade des G2/M-Zell-Zyklus, einer Zerstörung der mitotischen Spindeln und nach längerer Mitoseblockade schließlich zum apoptotischen Zelltod. Eribulin wirkt allerdings auf andere Weise als Taxane und Vincaalkaloide, so dass es nicht zu Kreuzresistenzen kommt.

Die empfohlene Dosis beträgt 1,4 mg/m2 Eribulinmesylat an den Tagen 1 und 8 jedes 21-Tage-Zyklus jeweils über eine Dauer von zwei bis fünf Minuten als intravenöser Bolus.

Eribulin hat eine mittlere terminale Halbwertszeit von etwa 40 Stunden und zeigt nur eine geringe Plasmaproteinbindung im menschlichen Plasma zwischen 49 und 65 %. Beim Menschen kommt es nicht zur Bildung bedeutsamer Metaboliten. Eribulin wird vorwiegend über die Galle ausgeschieden, über 80 % im Stuhl, 9 % im Urin.

Eribulin war in der Phase-III-Zulassungsstudie EMBRACE (Eisai Metastatic Breast Cancer Study Assessing Treatment of Physicians Choice Versus Eribulin E7389) bei der Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinoms wirksam. Es wurde bereits vor seiner offiziellen Zulassung in die Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO-Leitlinie) aufgenommen.

In der Studie erhielten 762 Patientinnen im Alter zwischen 27 und 85 Jahren, die bereits vier Chemotherapien inklusive der Behandlung mit einem Anthracyclin und einem Taxan durchlaufen hatten und als austherapiert galten, Eribulin oder eine Chemotherapie, die der Onkologe frei auswählte.

In der Gruppe mit der frei gewählten Therapie lebten die Patientinnen im Durchschnitt noch 10,6 Monate, unter Eribulin waren es 2,5 Monate mehr (13,1 Monate). Das entspricht einer Steigerung der Gesamtüberlebenszeit von rund 20 %. Verlängert wurde auch das progressionsfreie Überleben der Patientinnen als sekundärer Endpunkt der Studie. Die Ein-Jahres-Überlebensrate wurde unter der Therapie mit Eribulin von 42,8 % unter der konventionellen Therapie nach Wahl des Arztes auf 54,5 % unter Eribulin gesteigert.

Die Nebenwirkungen entsprachen denjenigen herkömmlicher Zytostatika. Bei 54 % der Patientinnen kam es unter Eribulin zu Müdigkeit und Schwäche (40 % Vergleichsgruppe) und bei 52 % zur Neutropenie (30 % Vergleich). Relevante weitere Nebenwirkungen waren Fatigue, Alopezie und Übelkeit. Der häufigste Grund zum vorzeitigen Abbruch der Eribulintherapie (5 %) war eine periphere Neuropathie.

Bei Patientinnen mit febriler Neutropenie, schwerer Neutropenie oder Thrombozytopenie sowie anderen schweren Toxizitäten 3. oder 4. Grades sollte die Gabe von Eribulin an den Tagen 1 oder 8 verschoben werden. Bei der Weiterbehandlung sollte die Dosis auf 0,97 bis 0,62 mg/m2 reduziert werden. Kommt es dennoch zu schweren Unverträglichkeiten, ist ein Absetzen der Behandlung zu erwägen. Wenn die Eribulindosis einmal gesenkt worden ist, darf sie nicht wieder erhöht werden.

Quelle: Fachinformation zu Halaven®, Stand März 2011.


Ausführliche Informationen zu Eribulin finden Sie in DAZ 2011, Nr. 23.


Dr. Bettina Hellwig