Mikrobiologische Sicherheit

Kaltes Plasma für hygienisches Obst und Gemüse

Potsdam - 06.06.2011, 10:33 Uhr


Der Einsatz von Kaltplasma bei Temperaturen unterhalb von 35°C ist ein neuer technologischer Ansatz, der in Zukunft eine schonende und sichere Hygienisierung von frischem und minimal verarbeitetem Obst und Gemüse möglich machen soll.

Plasma ist ein ionisiertes Gas, dessen antimikrobielle Wirkung in der Medizintechnik, zum Beispiel zur Unterstützung der Wundheilung bereits intensiv erforscht wird.

Wissenschaftler im Verbundprojekt FriPlas© arbeiten zurzeit mit Nachdruck daran, Plasma auch für die Hygienisierung von Obst- und Gemüse nutzbar zu machen. Die Behandlung ist neu und vielversprechend, stellt jedoch hohe Anforderungen an den Prozess und an die verwendeten Plasmaquellen, denn die Obst- und Gemüsearten unterscheiden sich deutlich in Größe, Form, Oberfläche und Empfindlichkeit.

„Die Anwendung plasmabasierter Verfahren zur Behandlung pflanzlicher Produkte ist grundsätzlich neu. Dies bedeutet, dass wir nicht nur die Behandlungsbedingungen und -parameter festlegen müssen, sondern die Verfahren auch im Hinblick auf den Nachweis der antimikrobiellen Wirksamkeit neu konzipieren müssen“, so Dr. Oliver Schlüter, Koordinator des Forschungsprojekts am Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam. „Unser Ziel ist es, eine automatisierte Hygienisierungslösung auf Basis der Plasmaanwendung zu entwickeln, die pathogene Keime sicher eliminiert und in bestehende Verarbeitungslinien für frische Obst- und Gemüseprodukte integrierbar ist.“ Erste Ergebnisse belegen auch die Wirksamkeit gegen E. coli-Bakterien. Die Temperatur des pflanzlichen Gewebes kann dabei unter 25°C gehalten werden.

Der Erfolg gezielter Hygienemaßnahmen hängt jedoch unter anderem von der jeweiligen Ausgangskeimzahl am Produkt ab. Mit Hilfe von Sensorsystemen wollen die Wissenschaftler daher während des Waschvorgangs den Grad mikrobieller Belastung am Produkt erfassen und diese Daten nutzen, um die Intensität der anschließenden Plasmabehandlung zu steuern - nach dem Prinzip „soviel wie nötig, so wenig wie möglich“.

Eine zentrale Frage der weiteren Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wird zudem sein, in welcher Form die pflanzliche Physiologie durch die Plasmakomponenten an der Oberfläche beeinflusst wird.

Quelle: Presseinformation des Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V., 26. Mai 2011.


Dr. Bettina Hellwig