Dauerbehandlung der Multiplen Sklerose

Spritzen ade?

26.05.2011, 09:46 Uhr


Die heutigen Medikamente zur Dauerbehandlung der Multiplen Sklerose (MS) können bei vielen Patienten einen Teil der Krankheitsschübe verhindern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen – allerdings nicht bei allen.

Rund 130.000 Menschen in Deutschland leiden an Multipler Sklerose, darunter doppelt so viele Frauen wie Männer. Bei der Krankheit greift das Immunsystem die Umhüllung der Nervenzellen an und zerstört schließlich auch die Zellen selbst. Häufige Symptome sind Sehstörungen, Krämpfe, Müdigkeit, Taubheitsempfindungen, Unsicherheiten beim Gehen, Lähmungen oder Störungen beim Entleeren von Darm oder Blase.

Obwohl die Therapiemöglichkeiten für MS-Patienten heute erheblich besser sind als noch Mitte der 1990er Jahre, als es noch keinerlei Basistherapie gab, bleiben hinsichtlich der Möglichkeiten der Verabreichung und der Verträglichkeit nach wie vor viele Wünsche offen. Erfreulicherweise zeichnen sich nun bei der Entwicklung besser wirksamer und verträglicherer Basistherapeutika Erfolge ab. Fingolimid, dem ersten bereits zugelassenen Wirkstoff einer neuen Generation, könnten in den nächsten Jahren weitere folgen.

Die neu entwickelten oralen Medikamente gegen MS greifen an verschiedenen Stellen in den Entzündungsprozess ein. Einige verhindern die Vermehrung bestimmter Immunzellen, andere hindern T- und B-Lymphozyten daran, die Lymphknoten zu verlassen und ins ZNS einzudringen. Ein weiterer Wirkmechanismus ist die Störung der Kommunikation zwischen Immunzellen, so dass diese ihren Angriff nicht koordinieren können.

Laufende Projekte für orale Formen zur Basistherapie der Multiplen Sklerose betreffen die Wirkstoffe Cladribin, Dimethylfumarat, Laquinimod und Teriflunomid, die sich in der klinischen Erprobung Phase III befinden, sowie BAF-312 und ACT-128800 in der früheren Phase II.

Erste Studienergebnisse deuten zudem darauf hin, dass einige der neuen Präparate neben der patientenfreundlicheren Art der Anwendung auch wirksamer sein könnten als die bisher verfügbaren. Darüber hinaus werden zurzeit noch weitere Wirkstoffe zur Basis-Behandlung von MS erprobt, die zwar nicht geschluckt werden können, aber möglicherweise in ihrer Wirksamkeit gegen Krankheitsschübe weitaus überlegener sind. Dazu gehören die bereits für andere Erkrankungen zugelassenen monoklonalen Antikörper Alemtuzumab und Rituximab.


Dr. Helga Blasius/DAZ