Elektronische Gesundheitskarte

Neue Sicherheitslücken bei eCard?

Berlin - 25.05.2011, 11:56 Uhr


Bei der geplanten elektronischen Gesundheitskarte gibt es nach einem Zeitungsbericht eine neue Sicherheitslücke. Computer-Hacker könnten im schlimmsten Fall sensible Patientendaten ausspähen, schreibt der „Münchner Merkur“ unter Berufung auf einen internen Bericht der Betreibergesellschaft Gematik.

Schwachstelle sei offenbar die Software der neuen Kartenlesegeräte in den Arztpraxen, berichtete die Zeitung. Sollte es Angreifern gelingen, dort Spionage-Programme zu installieren, könnten sie die persönliche PIN-Nummer des Patienten ausspähen und auf dessen Daten etwa über Vorerkrankungen zugreifen.

Ursprünglich sollte die neue Chipkarte bereits 2006 die bisherige Versichertenkarte ablösen. Technische Probleme und Streitigkeiten zwischen Kassen, Ärzten und Kliniken sorgten aber für immer neue Verzögerungen.

In einem offenen Brief an die Bundesärztekammer kritisieren offizielle Ärztevertreter aus dem ganzen Bundesgebiet, dass die Bundesärztekammer trotz vieler gegenteiliger Abstimmungsergebnisse des Ärzteparlaments weiter die Einführung der eCard unterstütze. Die Elektronische Gesundheitskarte werde als angebliche Lösung für alle Probleme im Gesundheitswesen angeboten und verschlinge bis zu 14 Milliarden Euro für eine völlig veraltete Technik: „Seit sechs Jahren werden hier Milliarden investiert, ohne dass ein einziger Erfolg zu verzeichnen ist."

„Dieses Projekt setzt nicht an den brennenden Punkten der medizinischen Versorgung an, als da sind: Industrialisierung der Medizin, Verschlechterung der Weiterbildung junger Ärzte, Auswanderung der jungen Generation wegen der schlechten Arbeitsbedingungen nach der Ausbildung", kritisieren die Ärztinnen und Ärzte. Das Geld für das „Gesundheitskarten“-Projekt würde im Übrigen dringend für eine gute Versorgung der Patientinnen und Patienten benötigt.

In dem offenen Brief an den langjährigen Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, werden der Vorstand und das in Kiel am 2.Juni neu zu wählende Präsidium aufgefordert, einen Kurswechsel in der Politik der Bundesärztekammer einzuleiten.


Lothar Klein