Neu auf dem Markt

Antiepileptikum Retigabin

23.05.2011, 12:43 Uhr


Retigabin ist ein neues Antiepileptikum. Es ist als Zusatztherapie für fokale Krampfanfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen mit Epilepsie im Alter von 18 Jahren und darüber indiziert.

Retigabin (Trobalt®) wirkt vorwiegend durch eine Öffnung von Kaliumkanälen in Neuronen und stabilisiert hier das Ruhemembranpotential. Dadurch sinkt die elektrische Erregbarkeit der Neuronen, und die Auslösung von epileptiformen Aktionspotentialentladungen wird verhindert. Die Struktur von Retigabin ähnelt der des Schmerzmittels Flupirtin, welches ebenfalls über die Öffnung von Kaliumkanälen seine Wirkung entfaltet.

In einer Reihe von Tiermodellen erhöhte Retigabin die Schwelle für eine Anfallsinduktion durch verschiedene Methoden, konnte einem Status epilepticus vorbeugen und tonische Extensoren-Krampfanfälle hemmen.

Nach oraler Gabe wird Retigabin schnell resorbiert. Es wird in der Leber metabolisiert und hauptsächlich in Form von Glucuroniden ausgeschieden. Die Plasmahalbwertszeit liegt zwischen sechs und zehn Stunden.

In den Phase-III-Studien Restore- 1 und -2 (Retigabine Efficacy and Safety Trial for Partial Onset Epilepsy) wurde Retigabin zur Begleitbehandlung für erwachsene Epilepsiepatienten mit refraktären fokalen Anfällen untersucht. Dabei wurde eine tägliche Dosis von 600, 900 und 1200 mg Retigabin im Vergleich zu Placebo bei Patienten unter stabilen Dosierungen von ein bis drei weiteren Antiepileptika geprüft.

Retigabin senkte die Zahl der Anfälle dosisabhängig und signifikant stärker als Placebo. Die mediane Anfallsfrequenz ging unter 900 mg um 40%, unter 1200 mg um 44% (Placebo: 18% bzw, 16%) zurück. Die Ansprechrate, definiert als mindestens 50%ige Reduktion der Anzahl fokaler Anfälle pro Monat gegenüber dem Ausgangswert, lag bei 47% beziehungsweise 56% (Placebo: 19% und 23%). Eine Reduktion der Anfälle um 75% wird unter der 1200 mg-Dosierung bei bis zu einem Drittel der Patienten erreicht. 8% wurden völlig anfallsfrei. In der offenen Weiterbehandlung über mindestens ein Jahr konnte bei 5% der Patienten unter einer mittleren Tagesdosis von 1052 mg vollständige Anfallsfreiheit erreicht werden. Die 50%-Responderraten lagen nach etwa einem Jahr bei 57% beziehungsweise 54%, und damit ähnlich hoch wie nach zwölf Wochen.

Mit Abschluss dieser Phase-III-Studien wurde Retigabin nun an mehr als 1.750 Probanden getestet, darunter über 1.350 Epilepsiepatienten. Mehr als 350 dieser Patienten haben Retigabin über mindestens 12 Monate eingenommen, darunter einige sogar über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahren.

Die meisten Nebenwirkungen betrafen das zentrale Nervensystem und waren im Allgemeinen leicht bis mittelschwer ausgeprägt. Dazu gehören Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Ataxie und Verschwommensehen.

Literatur: Fachinformation zu Trobalt®, Stand März 2011.


Dr. Bettina Hellwig