Stechmücken

Japanischer Buschmoskito und drei Tropenviren identifiziert

Hamburg/Waldsee - 14.05.2011, 09:38 Uhr


Eine neue Stechmückenart und drei von Stechmücken übertragene Viren sollen jetzt eine neu angelegte Datenbank zur Erstellung einer Mückenkarte für Deutschland ergänzen.

Wissenschaftler des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) und der Universität Heidelberg haben in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmückenplage e.V. (KABS) in Waldsee den eingewanderten japanischen Buschmoskitos in Südwest-Deutschland identifiziert. Gleichzeitig wurde in anderen deutschen Stechmücken erstmals das Sindbis-, das Batai- und das Usutu-Virus nachgewiesen.

Als Folgen der Globalisierung und des Klimawandels in Deutschland sind nicht nur Wetterextreme wie Hitzewellen und Flutkatastrophen, sondern auch das regionale Vorkommen neuer Stechmückenarten, wie des japanischen Buschmoskitos (Ochlerotatus japonicus), in Deutschland zu verzeichnen. Mit dem Nachweis der eingewanderten neuen Mückenart konnten in Deutschland bislang 48 Stechmückenarten von den Entomologen (Insektenkundlern) der Universität Heidelberg/KABS nachgewiesen werden.

Insgesamt haben die Experten in den vergangenen Jahren mehr als eine halbe Million Stechmücken mit speziellen Fallen im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, zum Beispiel entlang der Elbe, des Rheins, der Donau, der Isar, am Chiemsee und Bodensee, gesammelt und bestimmt. Durch diese Arbeiten haben sie einen guten Überblick über das Auftreten von Stechmücken als mögliche Überträger von Krankheiten gewonnen, zum Beispiel der Malariamücke Anopheles plumbeus, die sich in vielen ländlichen Gemeinden in Süddeutschland ausbreitet. Sie wäre auch als Überträger der Malaria geeignet, wie Infektionsversuche im Labor gezeigt haben. Aufgrund der medizinischen Situation in Deutschland sind derzeit jedoch keine Malariaepidemien zu erwarten.

Im Schlepptau neuer Stechmückenarten finden sich aber neuerdings in Deutschland bisher unbekannte Infektionserreger: Hamburger Virologen identifizierten die ursprünglich in Afrika und Asien vorkommenden Sindbis-, Batai- und Usutu-Viren. Diese drei Viren können beim Menschen zum Teil schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen. Andere von Stechmücken-übertragenen Viren, die weltweit von großer medizinischer Relevanz sind, wie etwa das West-Nil- oder das Dengue-Virus, konnten jedoch bisher in Deutschland nicht nachgewiesen werden. Daher sind Erkrankungsfälle mit diesen Viren zur Zeit unwahrscheinlich.

Am 30. und 31. Mai 2011 werden die Wissenschaftler des BNI und der KABS ihre Ergebnisse auf einer europäischen Veranstaltung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der European Mosquito Control Association (EMCA) zur Diskussion stellen. Die Veranstaltung thematisiert vor allem eingewanderte Mückenarten, wie die Tigermücke Aedes albopictus, und das damit verbundene Risiko neuer Infektionskrankheiten. Langfristiges Ziel ist es, Infrastrukturen zu schaffen, die eine europaweite Überwachung von Stechmücken ermöglichen.

Quelle: Presseinformation des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Hamburg, 10. Mai2011.


Dr. Bettina Hellwig