Immunabwehr

Typ-III-Interferon schützt Darmepithelzellen

Hannover - 01.05.2011, 07:07 Uhr


Interferone werden von Zellen nach einer Virusinfektion ausgeschüttet und schützen die umliegenden Zellen vor einer weiteren Infektion. Doch nicht jeder der Interferon-Typen schützt dieselben Zellen, wie jetzt Forscherinnen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) herausgefunden haben.

Von Interferonen sind unterschiedliche Arten bekannt. Vor allem Typ I (IFN-alpha/beta) und Typ III (IFN-lambda) sind beim Schutz gegen Viren beteiligt. Unklar war bisher allerdings die spezifische biologische Bedeutung von Typ-III-Interferon. In verschiedenen Infektionsmodellen unterschieden sich Mäuse, denen der Rezeptor für Typ-III-Interferon fehlte, nur wenig von Wildtypmäusen. Im Unterschied dazu waren Mäuse ohne den Rezeptor für Typ-I-Interferon deutlich empfindlicher gegenüber vielen Infektionen.

Hannoveraner Wissenschaftlerinnen konnten nun erstmals die biologische Bedeutung von Typ-III-Interferon bei der antiviralen Wirtsabwehr identifizieren. Sie verwendeten dabei das Modell einer oralen Rotavirusinfektion bei Mäusen. Rotaviren sind hochgradig ansteckende Erreger, die bei Menschen zu Erbrechen und Durchfall führen können. Weltweit stellen Rotaviren eine der häufigsten Ursachen für schwere Magen-Darm-Erkrankungen dar. Das Virus infiziert und schädigt in einem ausgeprägten Maß die auskleidende Zellschicht, die Epithelzellen im Darm.

Mit Hilfe unterschiedlicher Methoden, wie Immunhistologie, Bestimmung der Virusausscheidung und Genexpressionsanalysen, konnten die Forscherinnen zeigen, dass das Typ-III-Interferon spezifisch für den Schutz von Epithelzellen im Darm und damit für den Schutz vor einer Rotavirusinfektion zuständig ist. Typ-I-Interferon (IFN-alpha/beta) führt hingegen zur Produktion virushemmender Stoffe in Zellen des darunter liegenden (subepithelialen) Gewebes. Typ-I-Interferon kann dabei nicht wirksam vor einer Rotavirusinfektion schützen, da diese Viren vor allem Darmepithelzellen infizieren.
Die Forschungsergebnisse führen zu einem besseren Verständnis der Interferone und identifizieren Typ-III-Interferon als mögliches therapeutisches Target für die Behandlung bestimmter Viruserkrankungen.

Quelle: Pott, J., et al: Proc. Natl. Acad. Sci. 2011, Online-Vorabpublikation 25. April 2011, doi: 10.1073/pnas.1100552108


Dr. Bettina Hellwig