Neue Apothekenbetriebsordnung

„Ja, aber“ von der ABDA

Rostock - 01.05.2011, 15:15 Uhr


Die ABDA hat die bisher verschlossene Tür zu ihrer Position hinsichtlich der neuen Apothekenbetriebsordnung ein Stück weit geöffnet. Ihre Bewertung lässt sich knapp als „Ja, aber“ mit beträchtlichen „Aber“-Anteilen zusammenfassen.

Die Bedenken der Standesvertreter gegenüber dem kürzlich bekannt gewordenen Positionspapier aus dem Bundesgesundheitsministerium beziehen sich überwiegend auf die mittelbaren Folgen einiger angekündigter Neuerungen. Denn diese könnten den bestehenden Ordnungsrahmen aushöhlen, fürchten die Standespolitiker. Die ABDA betrachtet die derzeitige Struktur als das beste denkbare System für die Patientenversorgung. Da auch die Politik erklärtermaßen eine hochwertige, flächendeckende und wohnortnahe Versorgung sichern wolle, müssten alle Maßnahmen unter dem Kriterium des Systemerhalts geprüft werden.

Unter diesem Aspekt seien die angedachten Aufgabenübertragungen innerhalb von Filialverbünden zurückhaltend zu bewerten, so Tisch. Dabei geht es um Betriebsstätten ohne Labor und Rezeptur sowie um die Übertragung der Notdienste innerhalb von Filialverbünden. Verminderte Anforderungen an einzelne Apotheken würden den Weg zu reinen Abgabestellen („Apotheke light“) öffnen, in denen nicht zwangsläufig ein Apotheker anwesend sein müsse. Dies bedrohe die flächendeckende Versorgung. Die Erleichterungen innerhalb von Filialverbünden könnten auch Anreize für Einzelapotheken schaffen, die jeweiligen Funktionen auf vertraglicher Basis untereinander zu übertragen. Damit könnten die Änderungen über Filialverbünde hinaus ausgedehnt werden.

Probleme sieht Tisch auch bei der vorgeschlagenen Erweiterung des Botendienstes. Denn dies könne zu einer letztlich fatalen Vermischung der bisher rechtlich getrennten Präsens- und Versandversorgung führen. Ebenfalls kritisch fällt die Bewertung zur Aufhebung des Verbotes von Rezeptsammelstellen, zu industriellen Maßstäben für die Rezeptur, zur möglichen Einführung von Lagerräumen in Krankenhäusern und Heimen aus sowie zu den Erleichterungen bei wissenschaftlichen Hilfsmitteln aus. Positive Signale kommen dagegen zu den sonstigen Regeln hinsichtlich der Betriebsräume sowie zur Beratung und Diskretion. Eine ausführlichere Darstellung der Positionen, soweit Tisch sie in Rostock vorstellte, finden  Sie in der nächsten gedruckten Ausgabe der DAZ.


Dr. Thomas Müller-Bohn