Private Krankenversicherung

Provisionen bei Privatkassen im Visier

Berlin - 26.04.2011, 16:12 Uhr


Versicherungsmakler kassieren oft 16 Monatsprämien für einen Abschluss bei einer privaten Krankenversicherung – nun soll exzessiven Praktiken ein Riegel vorgeschoben werden. Die Unionsfraktion peilt eine Obergrenze für Provisionen an.

Muth kritisierte zudem, dass Makler ihren Kunden oft bald nach einem Abschluss einen Versicherungswechsel nahelegen – und erneut kassieren. „Der forcierte Wechsel gefährdet das Geschäftsmodell der PKV.“ Wechsele der Kunde binnen fünf Jahren, solle der Vertreter einen Teil der Provision zurückzahlen müssen. Auch sonst wird in der Branche mit Sorge beobachtet, dass Makler die Summen oft mehrfach hintereinander einstreichen.

Der Bund der Versicherten kritisierte, die Untergrenze liege bei privaten Krankenversicherungen bei sechs Monatsbeiträgen – doch oft gehe es bis zu 16 hoch. „Der normale Versicherungsnehmer hat davon keine Ahnung“, sagte Berater Hajo Köster der Nachrichtenagentur dpa. Die oft mit 2000 oder 3000 Euro bezahlte Vermittlung dauere zwischen einigen Minuten und zwei, drei Stunden.

Nach Ansicht des CDU-Gesundheitspolitikers Jens Spahn sollte im Zentrum der Beratung das Kunden- und nicht das Maklerinteresse stehen. „Wenn die Versicherer nicht selbst zu einer sinnvollen Regelung kommen, muss die Politik Vorgaben machen“, sagte er bereits vor einigen Tagen. Er favorisierte eine Grenze von maximal zwölf, besser neun Monatsbeiträgen. Die CDU-Abgeordnete Karin Maag hatte betont: „Wir sprechen im Durchschnitt von rund 100 Millionen Euro Prämien bei den privaten Versicherungen jährlich.“ Bei gut verdienenden Kunden bekämen Makler oft noch drei Monatsbeiträge mehr. In der Bundesregierung wird der Unionsvorstoß derzeit geprüft.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hatte im Dezember kritisiert, Provisionen schlügen mit steigenden Prämien zu Buche. Die Prämien waren für viele der 8,9 Millionen Privatversicherten auch Anfang 2011 wieder deutlich gestiegen.

Der PKV-Verband betonte, das Problem erkannt zu haben. Die Branche beteilige sich konstruktiv an Beratungen über gesetzliche Schritte gegen Übertreibungen, sagte Sprecher Stefan Reker. „Eine verbindliche Regelung durch den PKV-Verband selbst ist objektiv nicht möglich, weil dies gegen das Kartellrecht verstoßen würde.“

Die gesetzlichen Kassen dringen auf rasche Abhilfe. Ihr Verbandssprecher Florian Lanz erklärte, die Vermittler machten „ein dickes Geschäft, wenn sie Leute dazu bringen, der Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung den Rücken zu kehren und in die private Krankenversicherung zu wechseln“. In Kassenkreisen hieß es, wünschenswert wäre eine Angleichung der Provisionshöhe an die der gesetzlichen Kassen, wo pro Neukunde Aufwandspauschalen von 76,65 Euro an externe Mitarbeiter und 20 Euro an Kassenangestellte gezahlt werden.


dpa