GKV-Spitzenverband

Haben niedergelassene Ärzte zu wenig Zeit für die Patienten?

06.04.2011, 13:24 Uhr


Nach einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa halten niedergelassene Haus- und Fachärzte im Schnitt nur 28,5 Stunden pro Woche Sprechstunde für ihre Patienten. Zu wenig, findet der GKV-Spitzenverband als Auftraggeber der Erhebung und fordert von den Ärzten mehr Einsatz.

Vormittags sind 90% der Praxen im Schnitt etwa vier Stunden geöffnet, am Nachmittag haben rund 70% der Praxen ca. weitere drei Stunden offen. Die Mehrzahl der Ärzte schließt am Mittwoch- (87%) und Freitagnachmittag (81%) komplett

Insgesamt reicht die Spanne der Sprechstundenzeiten von 26,2 Stunden bei den Hausärzten bis zu 32,4 Stunden bei den Orthopäden. Dennoch bringen Hausärzte insgesamt mehr Zeit für die medizinische Behandlung ihrer Patienten auf als Fachärzte. Im Gegensatz zu den „Spezialisten“ führen fast alle (96%) nach eigenen Angaben zusätzlich Hausbesuche durch. Diese schlagen mit weiteren knapp acht Stunden pro Woche zu Buche. Rechnet man Termine nach Vereinbarung hinzu, so kommen Fachärzte auf knapp 32 Stunden, die sie ihren Patienten direkt zur Verfügung stehen, und Hausärzte auf 36,4. 

Aus Sicht der gesetzlichen Krankenkassen reicht dies allerdings nicht aus. So benennt der GKV-Spitzenverband in einer Pressemitteilung vom 3. April 2011 den Umfang der Sprechzeiten in der Debatte um einen angeblichen Ärztemangel als einen Grund für die „gefühlte Unterversorgung“. Immerhin ist die Zahl der ambulant tätigen Ärzte nach dem Bundesarztregister der GKV zwischen 1990 und 2009 um mehr als 50% auf knapp 140.000 angestiegen.

Verschiedene Ärzteverbände haben sich gegen Vorwürfe des GKV-Spitzenverbands gewehrt. "Die niedergelassenen Ärzte würden liebend gerne mehr Zeit für ihre Patienten erübrigen. Der bürokratische Zusatzaufwand – zu dem die Krankenkassen mit Anfragen und dergleichen einen erheblichen Teil beitragen – lässt ihnen jedoch gar keine Chance dazu", sagte etwa der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Köhler.

Quelle: Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbands, Meldung auf www.aerzteblatt.de


Dr. Helga Blasius/DAZ


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