Reaktorkatastrophe in Japan

Japanische Nuklearmediziner warnen vor Einnahme von Iodtabletten

Tokyo - 23.03.2011, 10:00 Uhr


Wie die Lage der havarierten Kernkraftwerke in Fukushima Nr. 1 sich weiterentwickelt, ist noch völlig offen. Wenn auch inzwischen bekannt wurde, dass in manchen Gemüsesorten und im Trinkwasser mancher Orte oder Stadtteile die Grenzwerte der radioaktiven Belastung mehrfach überschritten sind, beschwichtigen die maßgeblichen japanischen Experten die Bevölkerung, die außerhalb der offiziellen Gefahrenzone lebt. Aktuell herrscht nach ihrer Meinung keine Gefahr.

Die Japanische Gesellschaft für Nuklearmedizin (JSNM) warnt auf ihrer Website (www.jsnm.org) die Bevölkerung, Kaliumiodidpräparate einzunehmen. Denn da der Boden Japans relativ reich an Iod ist, seien die Japaner durch die Nahrung gut mit diesem Spurenelement versorgt; die Gefahr, dass die Schilddrüse radioaktives Iod (I-131) aufnimmt, sei daher gering. Wer außerhalb der offiziellen Gefahrenzone um die havarierten Kernkraftwerke wohnt (Umkreis von 20 km), ist nach Expertise der JSNM nicht gefährdet, wenn er jetzt mit I-131 kontaminierte Lebensmittel isst oder trinkt. Selbst bei Personen, die sich in der Gefahrenzone aufhalten, sei die Einnahme von Iodid nur dann indiziert, wenn bei ihnen eine entsprechend hohe Strahlenbelastung gemessen wurde. Sie dürfen die Arznei allerdings nur ein einziges Mal einnehmen. Ansonsten weist die JSNM darauf hin, dass eine erhöhte Gefahr für Schilddrüsenkrebs aufgrund von I-131 nur bei Personen unter 40 Jahren besteht.

In der aktuellen Ausgabe der DAZ finden Sie sowohl nähere Informationen über Nutzen und Risiken einer Iodblockade durch die Einnahme von Kaliumiodid als auch einen Bericht darüber, wie die Bevölkerung Japans über ihre Strahlenbelastung und geeignete Gegenmaßnahmen aufgeklärt wird.


Dr. Wolfgang Caesar