Onkologie

SPINK1 – ein neuer Marker für das aggressive Prostatakarzinom

Ann Arbor - 07.03.2011, 14:39 Uhr


Onkologen der University of Michigan in Ann Arbor haben die Typisierung von Prostatakarzinomen um ein bestimmtes Merkmal erweitert, das nur bei einer besonders aggressiven Form auftritt. Zudem haben sie im Tierversuch monoklonale Antikörper zur Therapie dieses Prostatakarzinoms mit Erfolg getestet.

Der monoklonale Antikörper Cetuximab (Erbitux®), der den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor EGFR blockiert, wurde in der Vergangenheit auch bei Patienten mit Prostatakarzinom getestet, allerdings mit enttäuschenden Ergebnissen; denn nur acht Prozent der Patienten sprachen auf die Therapie an.

Nun haben Onkologen um Arul Chinnaiyan und Scott Tomlins an der University of Michigan entdeckt, dass das Protein SPINK1 (Serinprotease-Inhibitor Kazal Typ 1), wenn es auf der Oberfläche von Prostatakarzinomzellen auftritt, darauf hinweist, dass es sich um eine besonders aggressive Form dieses Karzinoms handelt, von dem etwa zehn Prozent der Patienten mit Prostatakarzinom betroffen sind.

Die Forscher entwickelten einen neuen monoklonalen Antikörper gegen SPINK1 und testeten ihn an Mäusen, denen das SPINK1-positive Prostatakarzinom implantiert worden war, sowohl allein als auch in Kombination mit Cetuximab; eine Kontrollgruppe erhielt nur Cetuximab. In der ersten Gruppe schrumpfte das Karzinom bei 60 Prozent der Mäuse, in der Cetuximab-Gruppe bei 40 Prozent und in der Kombinationsgruppe bei 74 Prozent.

Die Forscher deuten die Ergebnisse so, dass wahrscheinlich noch ein oder zwei weitere Oberflächenproteine für das Wachstum des aggressiven Prostatakarzinoms eine zentrale Rolle spielen. Erst wenn dieses Problem gelöst ist, erscheint eine Heilung des aggressiven Prostatakarzinoms theoretisch möglich. Einstweilen bedeuten die neuen Erkenntnisse nur einen Fortschritt für die Diagnose; demnach haben Patienten mit einem SPINK1-positiven Prostatakarzinom eine sehr schlechte Prognose.

Quelle: Ateeq B, et al. Therapeutic Targeting of SPINK1-Positive Prostate Cancer. Sci Transl Med 2011;3:72ra17; doi: 10.1126/scitranslmed.3001498.


Dr. Wolfgang Caesar