Nervenschutz

Fumarate gegen Multiple Sklerose

Bochum - 07.03.2011, 07:02 Uhr


Fumarsäuresalze werden seit langem zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt. Nach neuesten Erkenntnissen können diese Wirkstoffe auch Nervenzellen schützen.

Die Psoriasis ist wie die Multiple Sklerose (MS) eine Autoimmunkrankheit, bei der sich die Immunabwehr gegen körpereigene Zellen richtet. Bei der Multiplen Sklerose wird die Myelinscheide, die „Isolierschicht“, der Nervenzellen zerstört. Vor dieser Zerstörung könnten Fumarsäuresalze schützen.

Eine Mischung aus Fumarsäuresalzen ist unter dem Markennamen Fumaderm für die Behandlung der Psoriasis zugelassen. In kleineren Studien hatten sich auch Hinweise auf eine Wirkung bei der Multiplen Sklerose ergeben. In einer Phase-II-Studie stellte sich jetzt heraus, dass die Wirkung der Fumarsäuresalze bei der Multiplen Sklerose nicht auf der Unterdrückung oder Modulation des Immunsystems beruht. Die Wirkstoffe entgiften während des Entzündungsprozesses freigesetzte schädigende oxidative Radikale und fördern so das Überleben von Nervenzellen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Transkriptionsfaktor Nrf2.

Außerdem wurde jetzt eine internationale, placebokontrollierte, doppelblinde Studie (DEFINE) mit 1200 MS-Patienten und dem Fumarsäuresalz BG12 abgeschlossen; die Auswertung wird für den Sommer 2011 erwartet. Bei einem Erfolg der Studie ist vorstellbar, dass die antioxidative Wirkung der Fumarsäure auch mit etablierten MS-Medikamenten wie den Interferonen ergänzend zusammenwirkt und so eine wirksame Kombinationstherapie möglich ist. Weder Fumarate noch Interferone beinhalten nach bisherigem Erkenntnisstand Risiken bei der Langzeitanwendung.

Literatur: Linker, R., et al.: Brain 2011:134; 678–92; Online: doi:10.1093/brain/awq386


Dr. Bettina Hellwig