Transfusionsmedizin

Neues Plasmapräparat: schnell und sicher

Jena - 03.03.2011, 06:20 Uhr


Ein neues Plasmapräparat wurde jetzt am Institut für Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Jena (UKJ) entwickelt. Das bereits zugelassene Arzneimittel ist eine EU-weite Neuentwicklung.

Benötigt wird das Plasma in akuten Notfällen und bei Operationen, aber auch für Blutwäschen, den Apherese-Behandlungen, beispielsweise bei Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen oder bei neurologischen und internistischen Erkrankungen.

Obwohl in der Transfusionsmedizin des UKJ 300 Plasmaspenden pro Monat abgenommen werden, mussten die fertigen Plasmapräparate bisher eingekauft werden. Diese sind am UKJ täglich im Einsatz. Jährlich werden in den Kliniken bis zu 16.000 Einheiten benötigt.

Jetzt können die Mediziner das gespendete Plasma direkt vor Ort selbst verarbeiten und einsetzen. Das neue risikoarme Plasmaprodukt ist gut verträglich und für Austauschbehandlungen geeignet, weil dabei ein Patient pro Behandlung bis zu 16 Einheiten Fremdplasma erhalten kann.

Zwei Jahre lang arbeiteten Jenaer Mediziner an der Entwicklung des Produkts. Dessen besondere Sicherheit wird nun durch ein zweistufiges Verfahren gewährleistet. Dabei werden in einer Pathogenreduzierung Erreger im Blut und durch einen 65-µm-Filter Blutzellen entfernt. Dieser Filterschritt wird bisher von keinem anderen Hersteller in Europa durchgeführt. Das hergestellte Produkt kann sofort dem Patienten zur Verfügung gestellt werden, was bei Standardplasma nicht der Fall ist. Auf diese Weise können in Jena innerhalb eines Tages auch individuell benötigte Transfusionsprodukte hergestellt werden.

Das Plasma wird neben dem Einsatz bei der Behandlung von Notfällen mit starkem Blutverlust beispielsweise für den therapeutischen Plasmaaustausch gebraucht. Dabei werden Allo- und Autoantikörper aus dem Blut des Patienten entfernt, indem das eigene Plasma in einer mehrstündigen Prozedur entzogen und durch meist Frischplasma ersetzt wird.

Besonders häufig kommt der therapeutische Plasmaaustausch in der Frühphase nach Transplantationen zum Einsatz, wenn das Immunsystem das neue Organ angreift. Mit der Apherese lassen sich solche Abstoßungsreaktionen stoppen, und bei früh einsetzenden Behandlungen, manchmal bereits vor der Transplantation, sogar verhindern. Manche der Patienten benötigen nur ein bis zwei Behandlungen, andere entwickeln eine chronische Störung und benötigen regelmäßig eine Apherese.

Inzwischen wird das neue Präparat am Universitätsklinikum Jena bereits eingesetzt und in einer Anwendungsbeobachtung wissenschaftlich weiter untersucht und begleitet. Erste Ergebnisse dazu erwarten die Mediziner etwa in zwei Jahren.

Quelle: Pressemitteilung des Universitätaklinikums Jena, 21. Februar 2011.


Dr. Bettina Hellwig