Haarwuchsmittel

Astressin-B fördert Haarwuchs bei kahlen Mäusen

Los Angeles - 24.02.2011, 16:42 Uhr


Bei Versuchen mit Labormäusen haben Wissenschaftler in Kalifornien, die sich auf die Wechselwirkungen zwischen Nervensystem und Verdauungsstörungen spezialisiert haben, durch Zufall ein potentes Haarwuchsmittel entdeckt. Ob die Substanz beim Menschen ebenso wirksam und außerdem gesundheitlich unbedenklich ist, lässt sich allerdings derzeit noch nicht beurteilen.

Ein Team um den aus Äthiopien stammenden Physiologen Million Mulugeta hat an gentechnisch veränderten Mäusen, die im Übermaß das Stresshormon Corticotropin sezernieren, den synthetischen Hemmstoff Astressin-B getestet. Sie wollten untersuchen, wie der Stress und die anschließende Normalisierung des Hormonspiegels auf die Verdauungsorgane wirken. Während die Effekte auf Magen und Darm eher enttäuschend waren, zeigte sich eine überraschende Wirkung des Antihormons auf das Haarwachstum. Die ständig unter Stress stehenden Labormäuse verlieren nämlich allmählich ihr Fell auf dem Rücken. Nachdem die bereits kahl gewordenen Mäuse fünf Tage lang das Astressin-B erhalten hatten, wuchs ihr Fell wieder vollständig nach; noch drei Monate später trat kein neuer Haarausfall auf.

Darauf verabreichten die Forscher jungen Stressmäusen, die noch im Vollbesitz ihres Felles sind, das Astressin-B und beugten damit dem Haarausfall vor (Beobachtungszeit: 4 Monate). Um zu sehen, ob sich das Haarwachstum bei Mäusen generell leichter reaktivieren lässt als bei Menschen, behandelten sie bereits kahle Labormäuse mit Minoxidil. Dies führte allerdings nur zu einem mäßigen Wachstum flaumiger Haare, wie dies auch bei Menschen bekannt ist.

Astressine sind Molekülvariationen des Corticotropin Releasing Factor (CRF oder Corticoliberin), eines peptidischen Hormons. Sie wurden bereits in den 1990er Jahren synthetisiert und wirken entgegengesetzt wie ihre Muttersubstanz, das heißt, sie hemmen die Freisetzung von Corticotropin. Das Astressin-B soll erst kürzlich am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla (Kalifornien) synthetisiert worden sein, worauf es Mulugeta an der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) für die genannten Tierversuche zur Verfügung gestellt wurde.

Die Forscher haben nun ein Patent auf Astressin-B als Haarwuchsmittel beantragt. Ob eine Firma bereits sein wird, den Wirkstoff weiter zu erforschen, um ihn auf den Markt zu bringen, bleibt abzuwarten.

Quelle: Wang L, et al. CRF Receptor Antagonist Astressin-B Reverses and Prevents Alopecia in CRF Over-Expressing Mice. PLoS ONE 6(2): e16377. doi:10.1371/journal.pone.0016377.


Dr. Wolfgang Caesar