Anzag-Hauptversammlung

Anzag-Chef Trümper: Apotheker erhalten 150 Mio. Euro zusätzlich

Frankfurt - 15.02.2011, 14:22 Uhr


Der Großhandel sei es, der vom AMNOG überproportional belastet, werde, wie Dr. Thomas Trümper, Chef des Pharmahandelskonzern Anzag am 15. Februar auf der Hauptversammlung seines Unternehmens herausstellte. Dagegen habe der Gesetzgeber den Apotheken eine Maßnahme an die Hand gegeben, mit denen sie auf Veränderungen im Markt reagieren könnten: der im Vergleich zu 2008 erniedrigte Kassenzwangsrabatt.

Trümper wörtlich: "Viele unserer Kunden wissen, welche Leistungen der Großhandel erbringt und in welchem Maße ihr eigener Erfolg von der Leistung ihres Großhändlers abhängt. Hier scheint sich die Standesvertretung von der Basis zu entfernen, wenn sie von der Politik fordert, man müsse in die freie Preisgestaltung zwischen Apotheke und Großhandel eingreifen.“ Deutlich machte der Anzag-Chef: „ Mit dem AMNOG sind es nur noch 2,05 Euro an Kassenrabatt statt 2,30 Euro in 2008, was bei rund 600 Mio. Packungen im Jahr eine zusätzliche Einnahme von 150 Mio. Euro ausmacht - ich meine, die Standesvertretung wäre gut beraten, hier leisere Töne anzuschlagen.“

Trümper ließ hier den von der Schiedsstelle für 2009 auf 1,75 Euro erniedrigten Zwangsrabatt, der bis Ende 2010 galt, außen vor. Denn vor diesem Hintergrund bedeutet das AMNOG de facto eine deutliche Mehrbelastung für die Apotheken durch einen erhöhten Kassenzwangsrabatt – das Argument mit den 150 Mio. an Mehreinnahmen zieht dann nicht mehr.

Trümper stellte dagegen die deutliche überproportionale Belastung des Großhandels heraus. Bei einer Umsatzrendite von nur 0,71% und einem Gewinn vor Steuern von 172 Mio. Euro im Jahr 2009 übersteige der Sparbeitrag des Großhandels in Höhe von 200 Mio. Euro den gesamten Gewinn der Branche.

Das Ergebnis der Anzag des letzten Geschäftsjahrs nannte Trümper befriedigend. Der Konzernumsatz ist um 7% auf 4,2 Mrd. Euro gestiegen. Das betriebliche Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) hat sich von 35 Mio. Euro auf 54,4 Mio. erhöht. 

Neue Perspektiven für Anzag sieht Trümper durch das Know-how und die „innovativen Services“ des neuen Anzag-Mehrheitsaktionärs Alliance Boots, „dem nunmehr größten pharmazeutischen Großhandelskonzern in Europa“, so Trümper.

Für Unmut unter den Kleinaktionären sorgte auf der Hauptversammlung die Ankündigung Trümpers, in diesem Jahr keine Dividende ausschütten zu wollen, sondern vom  Jahresüberschuss von 20,7 Mio. Euro 10,4 Mio. Euro in die Gewinnrücklagen zu stellen und den Bilanzgewinn von 10,7 Mio. Euro in vollem Umfang auf neue Rechnungen vorzutragen. Die Vermutung wurde geäußert, Kleinaktionäre aushungern zu wollen. Außerdem passe es nicht zusammen, so einige Kleinaktionäre, dass der Aufsichtsrat eine Vergütungserhöhung bekommen solle, aber kein Geld für eine Dividende vorhanden sei.


Peter Ditzel