Trigeminus-System

Veränderung der Hirnaktivität kündigt Migräneattacke an

11.02.2011, 12:37 Uhr


Früher dachte man, Migräne wird unter anderem durch Veränderung in den Blutgefäßen ausgelöst. Eine neue Studie belegt nun, dass die veränderte Aktivität von Nervenzellen in einem bestimmten Teil des Gehirns Migräneanfälle vorausgeht.

"Migräne ist ein wiederkehrender Zustand mit starken Aktivitätszyklen im Gehirn", sagt Prof. Dr. Arne May, Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und Leiter der Studie. Diese Zyklen seien durch die Erforschung des Gehirns mittels funktioneller Kernspintomographie nun erstmals beobachtbar geworden.

In der Studie konnte gezeigt werden, dass die Hirnaktivitäten des trigeminalen Schmerzzentrums bei Migränepatienten stark mit dem Abstand von neuen Migräneattacken korreliert sind. In der Studie waren 20 Patienten mit Migräne und 20 Patienten ohne Migräne untersucht worden. Dabei setzten die Forscher wohlriechendes Rosenöl und stechendes Ammoniak ein, um die Nerven im Trigeminus-System, das im Gehirn Schmerz vermittelt, zu stimulieren. Es zeigte sich, dass bei Patienten der Migräne-Gruppe, obwohl sie kopfschmerzfrei waren, die Nervenzellen im Trigeminus-System weniger auf den Ammoniakgeruch reagierten als bei den gesunden Probanden. Allerdings steigerte sich die Nervenzellaktivität dramatisch, je näher eine Migräne-Attacke kam. In der eigentlichen Kopfschmerzattacke fiel dann die Aktivität in diesem Areal wieder ab, was bedeutet, dass man erstmals den „Motor“ für die Schmerzattacken darstellen kann, der auch erklärt, wann die Attacken beginnen und wieder enden, und warum die Migräne eine zyklische Erkrankung ist.

Die Veränderungen in der Hirnaktivität spiegeln laut den Studienautoren auch sehr gut die Erfahrung vieler Patienten, dass sich Migräneanfälle teilweise bereits Tage vorher ankündigen, z. B. durch Veränderung der Laune, Heißhunger, Gähnen und andere Symptome. "Hier sollten Patienten schon mit einer medikamentösen Therapie oder Alternativtherapien beginnen", so May. Damit sei es möglich, die Stärke des tatsächlichen Migräneanfalls zu minimieren oder sogar zu verhindern.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft vom 10.2.2011


Dr. Beatrice Rall