Drogenkriminalität

Überfälle auf Apotheken in den USA

New York - 10.02.2011, 12:18 Uhr


In den letzten drei Jahren wurden 1800 Apotheken in den USA Opfer eines Raubüberfalls. Fast immer verlangten die Täter Betäubungsmittel, wobei ihnen die Opioide Oxycodon und Hydrocodon sowie das Benzodiazepin Alprazolam am liebsten waren. Wegen der epidemieartigen Zunahme der Überfälle, die in manchen Staaten die Anzahl der Banküberfälle übertreffen, sollen nun auch Bundesbehörden in die Ermittlungen eingeschaltet werden – ein Indiz, wie ernst das Problem ist.

Ein Beispiel: In dem dünn besiedelten Bundesstaat Maine ereigneten sich im Jahr 2008 zwei Überfälle auf Apotheken, 2009 bereits sieben und 2010 sogar 21. Allein in der 21.000 Einwohner zählenden Stadt Biddeford wurden seit Dezember 2009 sieben Überfälle gezählt.

Im Staat Washington hat der Oberstaatsanwalt Dan Satterberg das Parlament aufgefordert, die Mindeststrafe bei Raubüberfällen 2. Grades (d.h. dass der Räuber nicht mit einer sichtbaren Waffe droht) von drei Monaten auf drei Jahre zu erhöhen. Es habe sich herumgesprochen, wie leicht man eine hochwertige Beute in der Apotheke holen könne und wie gering das Strafmaß dafür bemessen sei. Beispielsweise habe das Opioidanalgetikum OxyContin (Oxycodon; siehe Foto) einen Schwarzmarktpreis von 1 Dollar je Milligramm.

Die Apotheker reagieren unterschiedlich auf die Bedrohung. Sie installieren Überwachungskameras, erhöhen ihre HV-Tische, sodass sie eher an eine Bar erinnern, und versehen sie mit kugelsicheren Glasscheiben, oder sie heften einen Minisender an die Fertigpräparate, damit die Polizei die Täter aufspüren kann. Chet Hibbard in der Kleinstadt Bingham (Maine) macht nichts von alledem; er führt kein OxyContin mehr, seitdem er im Juli 2010 überfallen worden war, und weist mit einem großen Schild vor seiner Apotheke darauf hin. Auch die Firma Purdue Pharma, die OxyContin herstellt, reagiert auf die Verbrechenswelle: Sie schult Apotheker, wie sie sich vor Räubern schützen können und bei einem Überfall verhalten sollen.

Quelle: www.nytimes.com/2011/02/07/us/07pharmacies.html


Dr. Wolfgang Caesar


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