Streit um Volumenersatztherapie

"Auf routinemäßigen Einsatz von HES-Lösungen verzichten!"

03.02.2011, 13:32 Uhr


Ist eine Prophylaxe oder Therapie von Volumenmangelzuständen mit modernen Hydroxyethylstärke(HES)-Präparaten eine sichere evidenzbasierte Option? Nicht alle Experten beantworten diese Frage mit ja. Für Verunsicherung

Zu den Kritikern zählen Dr. Christiane Hartog und Prof. Dr. Konrad Reinhart vom Universitätsklinikum Jena. Im Gespräche mit der DAZ haben sie ihren Standpunkt erläutert. Sie kritisieren vor allem das Fehlen von kontrollierten Studien mit ausreichender methodischer Qualität, die einen Vergleich der Sicherheit und Effektivität mit alternativen Volumenersatztherapien erlauben würden. Daher raten sie, auf den Einsatz von HES zu verzichten, bis Studien mit ausreichender Qualität zur Sicherheit und Effektivität von HES-Lösungen vorliegen. Zur Frage, ob die Zulassungen aufgrund möglicherweise gefälschter Studien durch den inzwischen von seinen Aufgaben befreiten ehemaligen Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin des Klinikums der Stadt Ludwigshafen, Prof. Dr. Joachim Boldt, erteilt worden sind, erklärte das BfArM, dass dieser nicht an zulassungsrelevanten Studien beteiligt gewesen sei. Formaljuristisch ist diese Problematik damit nicht zulassungsrelevant, eine Einschätzung die auch Reinhart teilt. Boldt habe lediglich mit zahllosen Beiträgen und Vorträgen weltweit wesentlich zur Verbreitung von HES beigetragen und dabei vor allem die bislang nicht bewiesenen, angeblichen positiven Zusatzeffekte von HES verbreitet und zur  Verharmlosung der HES-assoziierten Nebenwirkungen beigetragen, so Reinhart im DAZ-Interview.  Die jenseits des Volumeneffekts unterstellten, anti-inflammatorischen oder die Mikrozirkulation verbessernden Effekte würden zum großen Teil auf Studien von Boldt beruhen, auf denen inzwischen ein schwerer Schatten liegt.

 

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Dr. Doris Uhl