Digitale Betriebsprüfungen

Apotheken im Visier der Steuerprüfer

Berlin - 24.01.2011, 11:04 Uhr


Bis jetzt sind es nur Gerüchte. Aber das liegt in der Natur der Sache: Deutschlands Apotheken müssen in diesem Jahr mit einer Welle von Steuerprüfungen rechnen. Ins Visier nehmen wollen die Steuerprüfer die Warenwirtschaftssysteme.

Die Informationen über vermehrt anstehende Steuerprüfungen speisen sich aus drei Quellen: Nach Informationen des Düsseldorfer Rechtsanwaltes und Steuerberaters Dr. Bernhard Bellinger hat das Bundesfinanzministerium vergangenen Herbst auffallend hohe Nachzahlungen von Apotheken infolge digitaler Betriebsprüfungen registriert. Eine interne Schätzung des Ministeriums habe ergeben, „dass bei Prüfung der Warenwirtschaftssysteme aller Apotheken zusätzliche Einnahmen von rund vier Milliarden Euro zu erzielen“ seien, sagte Bellinger gegenüber DAZ.online.

Auch der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover GmbH sind bei verschiedenen Gelegenheiten Hinweise auf eine bevorstehende Welle von Steuerprüfungen in Apotheken zu Ohren gekommen. „Ich habe davon gehört“, bestätigte Carmen Brünig von der Treuhand Steuerabteilung gegenüber DAZ.online. Bereits in den letzten Wochen und Monaten des Jahres 2010 habe es einen deutlichen Anstieg von Steuerprüfungen gegeben. Mit IDEA stehe den Finanzbehörden jetzt eine aktuelle Software zur Verfügung. Damit können die Warenwirtschaftssysteme der Apotheken bis ins Detail ausgelesen werden.

Nach Angaben von Steueranwalt Bellinger sind die Steuerprüfer inzwischen zudem vernetzt und tauschten ihre Erfahrungen bundesweit über eine Intranet-Seite  aus. Darin würden bei Prüfungen entdeckte Fehler gelistet, so dass gezielt geprüft werden könne. 

Informationen, dass die Steuerprüfungen zunächst in Hessen starten sollen, bestätigte das Hessische Finanzministerium gegenüber DAZ.online jedoch nicht. „Davon ist uns nichts bekannt“, sagte ein Sprecher. Allerdings: Es werde „gemunkelt“, dass sich die Steuerprüfer zunächst in Niedersachsen auf den Weg machten.


Lothar Klein