Chemotherapie

Genetische Unterschiede beeinflussen die Wirkung von Antiemetika

Heidelberg - 13.01.2011, 06:59 Uhr


Bei rund einem Drittel aller Krebspatienten, die eine Chemotherapie erhalten, sind Antiemetika nicht ausreichend wirksam. Heidelberger Wissenschaftler sind den Ursachen dafür auf der Spur

Dadurch können die Arzneimittel nicht an ihrem Zielort im Gehirn andocken. Die Forscher arbeiten zur Zeit daran, künftig eine auf jeden Patienten persönlich angepasste Arzneimitteltherapie gegen die Übelkeit zu entwickeln. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit insgesamt 115.000 Euro.

Übelkeit und Erbrechen belasten Krebspatienten während einer Chemotherapie oftmals mehr als der Tumor selbst. Auslöser für die Beschwerden ist der körpereigene Botenstoff Serotonin, der während der Krebs-Therapie vermehrt gebildet wird. Serotonin bindet an bestimmte Rezeptoren, die wie eine Antenne aus den Gehirnzellen hervor stehen. Antiemetika können diese Rezeptoren blockieren, so dass das Serotonin nicht mehr andocken kann. Dadurch wird der Brechreiz unterdrückt.

Bei zwei Drittel aller Krebspatienten wirken die Serotonin-Rezeptorenblocker gut, etwa einem Drittel der Krebspatienten helfen diese Medikamente jedoch nicht. Zudem treten bei den Betroffenen häufig zusätzliche Beschwerden auf, wie Kopfschmerzen, Schwindel, Verstopfung, in schweren Fällen sogar Darmverschluss.

Aus welchem Grund die Medikamente gegen Übelkeit bei manchen Patienten nicht ansprechen, erforschen Molekularbiologen vom Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Wissenschaftler analysierten hierfür momentan die genaue molekulare Struktur der Serotonin-Rezeptoren. Der Grund für die unterschiedliche Wirksamkeit ist der bei jedem Patienten einzigartige genetische Bauplan für den Rezeptor: Der Serotonin-Rezeptor besteht aus verschiedenen Teilen. Jeder Patient hat in seinen Erbanlagen ein eigenes Muster für den genauen Bauplan. Diese Unterschiede können dazu führen, dass der Wirkstoff nicht die entsprechende Rezeptor-Bindungsstelle erkennt und somit unwirksam ist.

Die Heidelberger Wissenschaftler wollen die Grundlage dafür schaffen, in Zukunft maßgeschneiderte Medikamente zu entwickeln, welche die unterschiedlichen Rezeptor-Typen erfolgreich blockieren können. Dadurch wollen sie die Lebensqualität und damit die Akzeptanz der Behandlung bei den Betroffenen deutlich verbessern.

Quelle: Presseinformation der Deutschen Krebshilfe e. V., Heidelberg, 4. Januar 2011.


Dr. Bettina Hellwig