Neu auf dem Markt

Thrombozytenfunktionshemmer Ticagrelor

12.01.2011, 06:54 Uhr


Ticagrelor (Brilique®) ist ein neuer oraler Thrombozytenfunktionshemmer, der schneller und stärker wirkt als Clopidogrel und besser vor kardiovaskulären Ereignissen schützt. Ticagrelor ist zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom

Wie Clopidogrel, Prasugrel und Ticlopidin blockiert auch das ATP-Analogon Ticagrelor ADP-Rezeptoren von Subtyp P2Y12 auf der Thrombozytenoberfläche und verhindert so die Thrombozytenaggregation. Im Gegensatz zu Clopidogrel ist die Wirkung von Ticagrelor nach dem Absetzen rasch innerhalb von drei bis vier Tagen reversibel, was bei Blutungskomplikationen von Vorteil sein kann. Im Gegensatz zu Clopidogrel ist Ticagrelor kein Prodrug und benötigt für seine Aktivierung keine Leberenzyme. Dadurch tritt die Wirkung schneller ein und ist besonders zu Beginn auch stärker. Außerdem ist die Gefahr von Wirkungsschwankungen und Wechselwirkungen bei Ticagrelor geringer als bei Clopidogrel. Ticagrelor wird zweimal täglich in einer Dosis von 90 mg zusammen mit Acetylsalicylsäure in einer Dosis von 75 bis 150 mg eingenommen.

Die Sicherheit von Ticagrelor bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom wurde in der großen Phase-III-Studie PLATO (PLATelet Inhibition and Patient Outcomes) mit 18.624 Patienten bewertet. Dabei wurden Patienten, die mit Ticagrelor behandelt wurden (Initialdosis 180 mg, Erhaltungsdosis 90 mg zweimal täglich) mit Patienten verglichen, die Clopidogrel erhielten (300 bis 600 mg Initialdosis, Erhaltungsdosis 75 mg einmal täglich). Beide Therapien wurden zusammen mit Acetylsalicylsäure (ASS) und anderen Standardtherapien angewendet.

Primärer Endpunkt war die Kombination von kardiovaskulärem Tod, Herzinfarkt und/oder Schlaganfall nach einem Jahr. Ticagrelor war Clopidogrel überlegen. Patienten, die Ticagrelor erhielten, starben seltener an Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall: In der Ticagrelor-Gruppe erlitten 9,0 % der Patienten einen solchen primären Endpunkt, unter der Behandlung mit Clopidogrel betrug diese Rate 10,7 %, war also (relativ) um 16 % höher. Bei den mit Ticagrelor behandelten Patienten traten signifikant weniger kardiovaskuläre Todesfälle auf als unter der Clopidogrel-Therapie, auch Gesamtsterblichkeit, Herzinfarkte und Stentthrombosen waren geringer. Dabei war das Risiko für Blutungskomplikationen unter der Ticagrelor-Behandlung nicht signifikant höher als unter der Therapie mit Clopidogrel.

Nach diesen Daten kann Ticagrelor im Vergleich zu Clopidogrel bezogen auf ein Jahr Therapie und 1000 Patienten elf Todesfälle, 13 Herzinfarkte sowie sechs Stentthrombosen verhindern und zwar ohne Zunahme an schweren Blutungen. In den USA und Kanada hat Ticagrelor allerdings bisher keine Zulassung erhalten, weil die Arzneimittelbehörden die bisherigen Daten noch nicht als ausreichend gut beurteilt haben.

Ausführlich stellen wir den neuen Wirkstoff in der aktuellen Ausgabe der Deutschen Apotheker Zeitung vor: DAZ 2011 (2) S. 38-40.


Dr. Bettina Hellwig


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