AMNOG ab 1. Januar 2011

ABDA: Jede Woche geben zwei bis drei Apotheken auf

Berlin - 17.12.2010, 14:25 Uhr


Der Bundesrat hat am 17. Dezember grünes Licht gegeben: Das AMNOG tritt am 1. Januar 2011 in Kraft. Dramatische Folgen für die Arzneimittelversorgung durch unabhängige Apotheken – das befürchtet der Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Heinz-Günter Wolf

„Die Bundesregierung verschlimmert die ohnehin schwierige Lage vieler Apotheken. CDU/CSU und FDP nehmen tausenden Apotheken mit dem AMNOG die Luft zum Atmen und provozieren den Verlust der hochwertigen flächendeckenden Arzneimittelversorgung“, sagt Wolf. „Rund 150.000 Apothekenleiter und deren Angestellte, aber auch der pharmazeutische Nachwuchs, die 12.500 Pharmaziestudierenden, sind betroffen und entsetzt über dieses Gesetz.“

Wie die ABDA darstellt, werden die Apotheken alleine durch die neuerliche Anhebung des Zwangsrabatts an die Krankenkassen von 1,75 Euro auf 2,05 Euro je Arzneipackung mit jährlich rund 200 Millionen Euro belastet. Wolf: „Dieser Verlust bedeutet für viele Apotheken das Aus. Schon jetzt gehen die Apothekenzahlen deutlich zurück. Dieser Trend wird ab Januar dramatisch zulegen – zu Lasten von Apothekenleitern, Angestellten und ganz besonders zu Lasten der Patienten und Versicherten.“

Zusätzlich habe der pharmazeutische Großhandel, dominiert von einigen wenigen Konzernen, angekündigt, seine Last auf die Apotheken abzuwälzen: „Wir erwarten, dass die Regierung, allen voran der Bundesgesundheitsminister, dafür sorgt, dass der Großhandel seine Belastungen selbst trägt und nicht die Apotheken zusätzlich und beispielsweise über versteckte Gebühren zusätzlich belastet“, so Wolf.

„Es ist politisch unehrlich, auf der einen Seite immer mehr von uns Apothekern einzufordern und gleichzeitig den Apotheken in die Kasse zu greifen, Planungssicherheit für Klein- und Kleinstunternehmen und damit die Existenzgrundlage gerade für uns Gesundheitsversorger zu zerstören“, so Wolf weiter. Wie absurd das Vorgehen der Regierung gegen die Apotheken sei, werde dadurch deutlich, dass die Apotheken nur 2,5 Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen verantworteten. Die Verwaltungsausgaben der Krankenkassen seien doppelt so hoch wie das Honorar für die Versorgung der Apotheken. Zudem beschäftigten die Kassen deutlich weniger Menschen

Mit der Unterstellung des Zwangsrabatts für die Krankenkassen unter das Diktat der Politik haben die Regierungsparteien dem Druck der Kassenlobby nachgegeben, so der ABDA-Präsident. Außerdem haben sie die eigenen im Koalitionsvertrag festgelegten Ziele für eine Stärkung der sicheren Arzneimittelversorgung durch die bedrohte Individualapotheke aufgegeben.

Der ABDA-Präsident bedauerte auch, dass das Verbot der Pick-up-Stellen gekippt wurde. „Hier scheint sich die Lobby der Drogeriemarktketten, die durch steuerlich günstige Geschäftsmodelle mit ausländischen Versendern apothekerliche Kompetenz suggerieren wollen, durchgesetzt zu haben“, so Wolf, „das muss möglichst bald korrigiert werden.“


Peter Ditzel