Lebende Arzneimittel

Würmer gegen Darmprobleme

10.12.2010, 11:30 Uhr


Darmwürmer gelten als Parasiten, die im menschlichen Körper zu ernsthaften Erkrankungen führen können. In speziellen Fällen könnten sie jedoch zur Therapie von chronischen Darmerkrankungen genutzt werden.

Tierversuche und kleinere klinische Studien konnten bereits den positiven Effekt von Darmwürmern, speziell dem Peitschwurm Trichuris trichiura, auf den Verlauf chronischer Darmerkrankungen belegen. Weitere Untersuchungen bekräftigen die Vermutung der Wissenschaftler: Die Wurminfektion kann die Schleimhaut des Darms vor entzündlichen Prozessen schützen. Die Parasiten erhöhen nicht nur die Schleimproduktion, sondern sorgen auch für die Synthese entzündungshemmender Interleukine, wie Interleukin-22. Dies zeigten Gewebeproben eines Colitis-ulcerosa-Patienten, der während des Krankheitsschubes eine erhöhte Konzentration an entzündungsauslösendem Interleukin-17 aufwies. Nach der "Wurmkur" konnten die Forscher um M. J. Broadhurst bei diesem Patienten vermehrt Interleukin-22 nachweisen. Zusätzlich fand das Forscherteam heraus, dass spezielle Gene, die in Verbindung mit der Schleimproduktion stehen, in wurmbefallenen Bereichen besonders aktiv waren. Mit diesen Informationen lassen sich möglicherweise neue Ansätze für die Therapie von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn erarbeiten. Eine Therapie mit speziellen Wurmarten muss allerdings einer genauen Risiko-Nutzen-Bewertung unterzogen werden. Erste Versuche mit Würmern, die natürlicherweise Schweine befallen, werden bereits durchgeführt.

Quelle: Loke, P. et al.: Science Translational Medicine, Onlinevorabveröffentlichung, Bd. 2, Artikel 60ra88


Simone Kruse/DAZ


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