Sparpolitik trifft Großhandel

Phagro: Drastischer Ertragseinbruch bereits in 2010

Berlin - 09.12.2010, 12:37 Uhr


Der pharmazeutische Großhandel rechnet bereits in diesem Jahr mit einem drastischen Einbruch beim Ertrag: Nach aktuellen Zahlen des Phagro sank der Ertrag vor Steuern im ersten Halbjahr 2010 auf nur noch 59 Millionen Euro.

Für das Gesamtjahr geht Phagro von einem Ertrag von nur wenig über 100 Millionen Euro aus. Im Jahr 2009 erwirtschaftete die Branche in Deutschland noch mit einer Umsatzrendite von 0,72 Prozent einen Ertrag vor Steuern von 172 Millionen Euro. Die Marktentwicklung weise zudem seit Oktober einen deutlich negativen Trend aus, heißt es in einer Pressemitteilung des Großhandelsverbandes.

Diese Zahlen des Instituts für Handelsforschung dokumentierten eine weitere Verschärfung der Dramatik der Großhandelssituation: Mit einer Umsatzrendite von nur noch 0,5 Prozent und einem erwarteten Ertrag vor Steuern von etwa 100 Millionen Euro ließen sich die geforderten Sparmaßnahmen in Höhe von 200 Millionen Euro nicht aus dem verbleibenden Gewinn umsetzen.

„Um seine Handels- und seine Finanzierungsfunktion bei der Arzneimittelversorgung aufrecht zu erhalten, ist der pharmazeutische Großhandel aber auf eine ausreichende Rendite angewiesen. Nach den jetzt für das Jahr 2010 vorliegenden Zahlen ist dies nicht zu erwarten“, kündigte der Phagro an.

Seit am 11. November 2010 der Gesetzesentwurf zur Neuordnung des Arzneimittelmarkts (AMNOG) im Bundestag verabschiedet wurde, stehe fest, dass auf die Apotheker und den pharmazeutischen Großhandel gravierende Kürzungen ihrer Spannen zukämen. Der mit der 15. AMG-Novelle im Sommer vergangenen Jahres neu eingeführte Belieferungsanspruch des vollversorgenden Pharmagroßhandels habe zwar zu einem Umsatzanstieg beigetragen, gleichzeitig aber die Marge deutlich gesenkt: Schuld hieran sei die degressiv verlaufende Handelsspanne, die eine Kappung bei sechs Prozent ab einem Einkaufspreis von 1.200 Euro beinhaltet. Phagro: „Während zu Beginn der Spannendiskussion Ende 2007 noch eine mittlere Gewinnspanne von 5,97 Prozent erzielt werden konnte, fiel sie nun auf 5,39 Prozent.“


Lothar Klein