Individuelle Gesundheitsleistungen

Jeder Vierte lässt sich von IGeLn überzeugen

Berlin - 08.12.2010, 14:46 Uhr


Mehr als jeder vierte der rund 70 Millionen gesetzlich Versicherten bezahlt teils umstrittene Behandlungen beim Arzt aus eigener Tasche. Dies geht aus dem aktuellen Monitor des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor.

Der Studie zufolge, die auf einer bundesweiten repräsentativen Befragung von 2.500 gesetzlich Versicherten beruht, haben 28,3 Prozent der GKV-Versicherten binnen Jahresfrist eine medizinische Leistung auf Privatrechnung gekauft. Die meisten Igel-Angebote entfallen mit 20 Prozent auf Ultraschalluntersuchungen (Sonografien), gefolgt von Glaukom-Vorsorgeuntersuchungen (16,2 Prozent) und Verordnungen von Medikamenten oder Heil- und Hilfsmitteln (11,5 Prozent). Auf diese drei Leistungsgruppen entfällt fast die Hälfte aller IGeL-Angebote. Vor allem Augenärzte und Gynäkologen erweisen sich als gute Verkäufer: Sie machen im Mittel sechs bis sieben Mal so häufig IGeL-Angebote wie Allgemeinmediziner.

Dabei haben rund drei Viertel der Versicherten nicht selbst nach einem IGeL-Angebot nachgefragt. Vielmehr ging die Initiative vom Arzt aus. Lediglich 28.9 Prozent der Befragten haben aktiv nach einer Privatleistung ersucht. Vor allem Besserverdiener lassen sich vom Arzt von IGe-Leistungen überzeugen. So erhielten 38,8 Prozent der Versicherten in der Einkommensgruppe von über 4.000 Euro monatlich IGeL-Angebote, in der unteren Einkommensgruppe (unter 1.000 Euro) war es nur jeder Sechste (16,9 Prozent).

Bei der AOK sieht man die Entwicklung kritisch. Schließlich bezahlten die Krankenkassen alles, was einen nachgewiesenen Nutzen habe und medizinisch notwendig sei. Ärzte rechneten zudem häufig auch Leistungen als IGeL ab, die Standardleistungen der gesetzlichen Krankenkassen sind. Das gelte etwa für medizinisch notwendige Ultraschalluntersuchungen oder das Hautkrebs-Screening. Es gebe allerdings auch gute IGeL-Leistungen, räumt man bei der AOK ein. So könne zum Beispiel die Beratung und gegebenenfalls Impfung vor einer Fernreise sinnvoll sein.


Kirsten Sucker-Sket