Hormonsensitives Mammakarzinom

Micro-RNA fördert Bildung von Östrogenrezeptoren

Heidelberg - 30.11.2010, 07:00 Uhr


In zwei von drei Brusttumoren finden sich ungewöhnlich hohe Östrogenrezeptor-Konzentrationen. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum konnten jetzt den Auslöser der hohen Rezeptor-Konzentrationen

Zwei Drittel aller Brustkrebsfälle sind ERa-positiv, das heißt, in ihren Zellen finden sich viele Östrogen-Rezeptoren vom Typ ERa. Der Zusammenhang zwischen erhöhter Konzentration dieses Rezeptors und dem Auftreten von Brustkrebs ist bereits länger bekannt. Schon frühe Entwicklungsstadien von Brustkrebs stellen zuviel von diesen Rezeptoren her. Damit hängt eine erhöhte Zellteilung zusammen, die letztendlich für die Entwicklung von Tumoren verantwortlich ist.

Die Forscher konnten jetzt den Auslöser der hohen Rezeptor-Konzentrationen zeigen: eine kleine Nukleinsäure, die Micro-RNA namens miR-375. Micro-RNAs sind wichtige Botenstoffe innerhalb von Zellen. Sie beeinflussen die Wirksamkeit von Genen entscheidend. miR-375, so entdeckten die Forscher, blockiert die Produktion eines Enzyms, das die Bildung von ERa-Rezeptoren beeinflusst: So führt eine hohe miR-375-Konzentration zur Bildung von vielen Östrogen-Rezeptoren. Gleichzeitig bewirkt die erhöhte Konzentration von ERa, dass mehr miR-375 gebildet wird. Die auf diese Weise entstandene Rückkoppelung kurbelt die Vermehrung der Krebszellen weiter an.

Die Forscher konnten die Micro-RNA miR-375 in ERa-positiven Brustkrebszellen blockieren und dadurch das Wachstum der Krebszellen wirkungsvoll verlangsamen. Mit den neuen Erkenntnissen könnten in Zukunft neue Strategien gegen Tumoren mit einem Übermaß an Östrogen-Rezeptoren entwickelt werden.

Quelle: de Souza Rocha Simonini P, et al.: Cancer Research 2010; Online-Veröffentlichung,  DOI: 10.1158/0008-5472.CAN-10-1318.


Dr. Bettina Hellwig