Initiative „Wege aus dem Schmerz“

Chronische Schmerzen – eine Volkskrankheit

Hamburg - 26.11.2010, 16:00 Uhr


Millionen Patienten in Deutschland mit chronischen Schmerzen werden nach Überzeugung von Fachverbänden nicht angemessen behandelt. Die Initiative „Wege aus dem Schmerz“ soll Betroffenen helfen, die richtige Therapie zu finden.

Grundvoraussetzung für Erfolge sei, dass chronischer Schmerz als eigenständige Krankheit anerkannt werde, sagten die Präsidenten der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS), Prof. Rolf- Detlef Treede, und der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS), Gerhard Müller-Schwefe.

„Chronischer Schmerz gehört zu den Volkskrankheiten“, betonte Treede. Für gezielte Behandlung stehen 500 Schmerzzentren in Deutschland zur Verfügung. „Wir bräuchten 3000“, sagte Müller-Schwefe. Schätzungen gehen davon aus, dass 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung unter chronischen Schmerzen leiden.

Die Initiative, die auch von der Deutschen Schmerzliga und dem Pharmaunternehmen Pfizer getragen wird, erhebt neben der Anerkennung als Krankheit und damit verbundener gesicherter Finanzierung der Behandlung weitere Forderungen: So müssten chronische Schmerzen mehr Aufmerksamkeit erhalten, Forschung und Ärzteausbildung müssten verstärkt werden. Mit der breit angelegten Kampagne soll das Thema Chronischer Schmerz nun  öffentlich bekannter gemacht werden. Bundesweite Aktionen sowie Diskussionen mit Betroffenen und Entscheidern sollen folgen und die Gesellschaft über die Bedeutung der Krankheit und die notwendige interdisziplinäre Versorgung der Patienten aufklären.

Müller-Schwefe, der selbst ein Schmerzzentrum leitet, sprach vom Versagen der Politik. Das liege auch daran, dass jeder Mensch Schmerzerfahrungen habe und deshalb glaube, alles darüber zu wissen. Zwischen einem akuten Schmerz als Schutzmechanismus, der einen konkreten Anlass wie eine Verletzung habe, und einem chronischen Schmerz, dem keine organische Ursache mehr zugeordnet werden könne, bestehe jedoch ein sehr großer Unterschied.

Nach Angaben der Initiative verursachen chronische Schmerzen Kosten von 38 Milliarden Euro pro Jahr, davon 28 Milliarden wegen Arbeitsunfähigkeit oder Frühverrentung. Diese Kosten könnten mit individuellen Behandlungen – zu der auch Verhaltenstherapie, Bewegung und Entspannung gehören können – deutlich gesenkt werden.


dpa/DAZ.online