Ovarialkarzinom

Kein Vorteil durch früheren Therapiebeginn

24.11.2010, 17:11 Uhr


Eine im Lancet veröffentlichte Studie untersuchte, welche Strategie für den Beginn der Zweit-Linien-Therapie zur Behandlung eines Ovarialkarzinom-Rezidivs die günstigere ist: ein früher Behandlungsbeginn, wenn der Tumormarker CA 125 ansteigt, oder ein späterer beim Auftreten klinischer Symptome.

Als Tumormarker dient beim Ovarialkarzinom das Cancer Antigen 125 (CA 125), ein Glykoprotein, das von den Krebszellen produziert und ins Blut abgeben wird. Oft steigen die Werte schon Monate, bevor klinische Symptome eines Rezidivs zutage treten, an. Ziel einer 1996 begonnenen Untersuchung war es, bei Frauen mit Ovarialkarzinom-Rezidiv den Nutzen einer frühzeitigen, bereits bei ansteigenden CA 125-Werten einsetzenden Behandlung, mit dem einer verzögerten, das heißt nach Auftreten der ersten Symptome beginnenden Chemotherapie zu vergleichen. Die Studie schloss Frauen mit Ovarialkarzinom ein, die sich nach einer Platin-basierten Erst-Linien-Therapie in vollständiger Remission befanden und deren CA 125-Konzentrationen im Normalbereich lagen. Alle drei Monate wurden klinische Untersuchungen durchgeführt sowie die CA 125-Werte bestimmt. War der Tumormarker auf das Doppelte des oberen Normalwertes angestiegen, wurden die Patientinnen in zwei Gruppen randomisiert: die erste Gruppe (n = 265) erhielt so bald als möglich (spätestens nach 28 Tagen), die zweite Gruppe (n = 264) erst nach Auftreten der ersten klinischen Symptome eine chemotherapeutische Behandlung. Primärer Studienendpunkt war das Gesamtüberleben.

Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 56,9 Monaten waren in der Frühtherapie-Gruppe 186, unter der verzögerten Behandlung 184 Patientinnen verstorben. Die mittlere Überlebenszeit vom Zeitpunkt der Randomisierung an gerechnet lag in der Frühtherapie-Gruppe bei 25,7 Monaten, in der Gruppe mit der verzögerten Behandlung bei 27,1 Monaten. Ein Unterschied im Gesamtüberleben ergab sich daraus nicht. Die Lebensqualität der Studienteilnehmerinnen wurde mithilfe eines Fragebogens beurteilt. In der Frühbehandlungsphase betrug die Dauer bis zur Verschlechterung der Lebensqualität bzw. dem Tod im Mittel 3,2 Monate, in der Späthbehandlungsgruppe 5,8 Monate. Weder für das Gesamtüberleben noch für die Lebensqualität der Patientinnen bringt es einen Vorteil, wenn ein Ovarialkarzinom-Rezidiv auf Basis ansteigender CA 125-Konzentrationen bereits vor Sichtbarwerden klinischer Symptome behandelt wird.

Quelle: Rustin, GJS, et al.: Early versus delayed treatment of relapsed ovarian cancer (MRC OV05/EORTC 55955): a randomized trial. Lancet (2010) 376, 1155-1163.


Dr. Claudia Bruhn/DAZ