Geschlechtsspezifische Medizin

Erster Deutscher Männergesundheitsbericht

Berlin - 24.11.2010, 16:01 Uhr


Die geschlechtsspezifische Medizin (gender medicine) hatte bisher hauptsächlich bestimmte Benachteiligungen von Frauen in einer auf Männer fokussierten Medizin und Arzneimittelforschung dargelegt. In einer Art Gegenbewegung wird nun das Problem erforscht, warum Männer von dem gegenwärtigen System nur wenig profitieren, sondern erheblich früher sterben als Frauen.

Zwei Organisationen, die 2006 von dem Urologen Lothar Weißbach ins Leben gerufene Stiftung Männergesundheit und die ebenso junge Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG), haben den Ersten Deutschen Männergesundheitsbericht initiiert und Ende Oktober im Bundesgesundheitsministerium der Öffentlichkeit vorgestellt.

Matthias Stiehler von der DGMG behauptet: „Die Medizin ist immer noch zu blind für männerspezifische Themen.“ Männer seien keine „Gesundheitsidioten“, es fehle vielmehr an Konzepten, um Männer richtig anzusprechen und für Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge sowie für einen gesundheitsbewussten Lebensstil zu gewinnen.

Die Fakten sprechen für sich, zum Beispiel: Die Lebenserwartung eines deutschen Mannes ist fünfeinhalb Jahre niedriger als die einer deutschen Frau. Männer zwischen 40 und 50 Jahren bekommen fünfmal häufiger einen Herzinfarkt als gleichaltrige Frauen. Auch viele Ursachen für die vergleichsweise schlechte Statistik der Männer sind bekannt: Der Anteil der Raucher, der Alkoholiker und der Übergewichtigen ist bei Männern höher als bei Frauen, viele Männer sind Bewegungsmuffel, sie ernähren sich schlechter als Frauen, stehen häufiger unter Stress, und sie riskieren mehr, ob beim Sport, in der Freizeit oder im Straßenverkehr. Das naturgegebene Restrisiko für Männer, früher als Frauen zu sterben, beträgt nur etwa ein Jahr.

Die Herausgeber verstehen den Ersten Deutschen Männergesundheitsbericht als einen „Pilotbericht“, weil das Robert Koch-Institut plant, im nächsten Jahr einen umfangreicheren Bericht zum selben Thema vorzulegen.

Quelle: Bardehle D, Stiehler M (Hrsg). Erster Deutscher Männergesundheitsbericht. Zuckschwerdt Verlag, Germering 2010.

214 S., 35 Abb., 24 Tab., 29,95 Euro, ISBN 978-3-88603-987-6

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