Apotheken und Pharmagroßhandel

Gerangel zwischen Anzag und Noweda

Frankfurt / Essen - 12.11.2010, 11:43 Uhr


Nachdem der britische Gesundheitskonzern Alliance Boots vor drei Wochen die Aktienanteile von Celesio, Phoenix und Sanacorp an der Anzag übernommen und sich damit die Mehrheit der Anteile gesichert hatte, scheint nun ein intensiver Wettbewerb

„Die Großhandelslandschaft hat sich vor wenigen Tagen ganz entscheidend verändert. Bestimmt auch zu Ihrer Verwunderung, vielleicht sogar zu Ihrer Enttäuschung, wurde die Anzag mehrheitlich von Alliance Boots übernommen“, schreiben Noweda-Vorstandsvorsitzender Wilfried Hollmann und sein Vertriebs- und Marketing-Chef Lars Horstmann an die Anzag-Kunden. „Erstmals wird damit ein ausländischer Großhändler, der zugleich Betreiber von Apothekenketten ist, im deutschen  Markt aktiv“, heißt es weiter. Der Brief stellt die Noweda als apothekereigenes Wirtschaftsunternehmen vor, das sich „ohne Wenn und Aber für die inhabergeführte Apotheke einsetzen wird“, eine Einflussnahme Dritter auf die Noweda sei ausgeschlossen. „Die Noweda ist nicht nur die größte Apothekerkooperation Deutschlands, sondern sie weiß aus erster Mitglieder-Hand, was für Apothekerinnen und Apotheker wichtig ist“, erklären Noweda-Vorstand und -Marketing den Anzag-Kunden und kündigen an, ein Gespräch mit den Anzag-Kunden führen zu wollen: „Ein Gebietsleiter der Noweda wird Sie in Kürze besuchen.“

Darüber war die Anzag nicht erfreut. Sie wandte sich ihrerseits mit einem Brief an alle Apotheken gegen diese „Aktivitäten im Markt“, um „einige Sachverhalte klarzustellen“.  Der gesamte Anzag-Vorstand (Trümper, Lieb, Mock, Traut) erinnerte in diesem Brief daran, „dass noch im Jahre 2003 je 25 Prozent der Aktien von den Genossenschaften Noweda und Sanacorp gehalten wurden. Weitere 25 Prozent waren im Besitz der genossenschaftlichen DZ Bank. Vor genau 7 Jahren lagen also 75 Prozent der Anteile im genossenschaftlichen Lager und wurden seitdem stückweise von diesen Anteilseignern abgegeben“.

Die Anzag weist darauf hin, dass es zunächst die DZ Bank war, die ihre Anteile an Celesio und Phoenix zu gleichen Teilen verkaufte. Es folgte der Verkauf von rund 20 Prozent der Aktien von Noweda an Alliance Unichem, „was bereits 2005 die Alliance Unichem zum größten Aktionär der Anzag machte“, erläutert das Anzag-Schreiben. Und vor wenigen Wochen verkaufte auch die Sanacorp ihren Aktienanteil von 25 Prozent an Alliance Boots.

Der Anzag-Vorstand: „Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung, die freiwillig und ohne äußere Zwänge erfolgte, erscheint es uns schon recht eigenartig, dass aus dem genossenschaftlichen Apothekenlager nun Klage darüber geführt wird, dass Anzag zu einem Großkonzern gehöre.“ Der Anzag-Vorstand geht davon aus, dass mit den Worten „Konzern“ und „Apothekenketten im Ausland“ Ängste geschürt werden sollen.

Vorauseilende Schwarzmalerei könne auch ein Zeichen von Angst sein, meint der Anzag-Vorstand, „und ausgerechnet diejenigen, die am lautesten rufen, haben die heutige Entwicklung bewusst und ohne Not eingeleitet… Für die Noweda gilt der alte Spruch: ‚Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen’.“

Der Anzag-Vorstand abschließend: „Wir sind sicher, hier werden unbegründete Ängste geschürt.“


Peter Ditzel