Europäische Drogenbeobachtungsstelle

Cocain wird zur beliebtesten Droge

11.11.2010, 11:51 Uhr


Die Zahl der Rauschgifttoten in Europa steigt. Während der Konsum von Heroin stagniert oder zurückgeht, wird Cocain immer beliebter, zumal seine Marktpreise gefallen sind.

Cocain – einst die Droge der Reichen und Schönen – sei mittlerweile in allen Gesellschafts- und Altersschichten zu finden. Dies behauptete Wolfgang Götz, Direktor der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) in Lissabon, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Entsprechend gebe es immer mehr Not- und Todesfälle aufgrund eines Cocainkonsums. Die offizielle Zahl von etwa 1.000 Cocain-induzierten Todesfällen in der EU sei nur die Spitze eines Eisbergs. Wenn beispielsweise ein junger Mann an einem Herz-Kreislauf-Versagen stirbt, denke kaum jemand daran, dass Cocain die Ursache sein könnte. Götz schätzt, dass im vergangenen Jahr 4 Millionen Europäer Cocain genommen haben; viele von ihnen sind süchtig, weil schon der kurzzeitige Gebrauch abhängig macht.

Etwa 1,35 Millionen Europäer nehmen regelmäßig Opiate, vor allem Heroin. Aufgrund der Aufklärung in Anti-Aids-Kampagnen und der Substitutionstherapie ist aber die besonders gefährliche Anwendung, nämlich das Injizieren von Heroin, in vielen Regionen Europas aus der Mode gekommen. In der gesamten EU sterben jährlich etwa 7.000 Personen an den Folgen des Konsums von Heroin und anderen Opiaten. In Russland, das von dem Hauptproduzenten Afghanistan geradezu überschwemmt wird, sind jährlich etwa 10.000 Opfer zu beklagen. Dort sind etwa 40 Prozent der Opiatsüchtigen HIV-positiv.